Süddeutsche Zeitung

Oberhaching:Platz für Kröte, Frosch und Unke

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In Oberhaching ist aus einer ehemaligen Kiesgrube ein Biotop für Amphibien geworden

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Vor 15 Jahren kannte Franz Handschuher weder die Wechselkröte noch die Gelbbauchunke. "Ich bin ja selbst kein Fachmann", gibt er zu. Doch von der Idee der Naturschützer, auf dem Gelände seines Sand- und Kieswerks in Oberhaching diesen bedrohten Arten eine Heimat zu bieten, war er damals wie heute begeistert. "Kiesgruben sind für manche Arten die einzigen Lebensnischen, in die sie sich noch zurückziehen können", sagt er. Denn entlang der Flüsse würden sie von den zahlreichen Grillern, Badegästen und Radfahrern inzwischen ständig gestört und vertrieben. Da seien sie von der Isar eben nach Oberhaching ausgewichen, erzählt Handschuher. Der Bund Naturschutz stellte das damals fest und machte den Unternehmer darauf aufmerksam.

Der ist der Ansicht: "Bei allen wirtschaftlichen Interessen muss man auch den Naturschutz mit unter den Hut bringen." So wurden die rekultivierten Flächen nicht an die Landwirtschaft vergeben, sondern zu Naturschutzzwecken verwendet. Neben dem acht Hektar großen Areal, auf dem derzeit Kies abgebaut wird, ist ein drei Hektar großes Gebiet mit Biotopen entstanden. Dort haben in Oberhaching in der Folge nicht nur Wechselkröten, Gelbbauchunken und Laubfrösche ihre Kinderstuben, auch bedrohte Vogelarten wie der Flussregenpfeifer und der Sumpfrohrsänger sowie seltene Drosselarten ein Revier gefunden, in dem sie ihre Nester bauen können. Betreut werden die Biotope von der Oberhachinger Ortsgruppe des Bund Naturschutz, aber auch die Mitarbeiter des Kieswerks sind im Umgang mit vielen seltenen Arten inzwischen recht firm. Es werde genau darauf geachtet, wo die Nester seien, damit die Vögel in der Brutzeit Ruhe fänden, sagt Handschuher. Im Sommer würden sie darauf achten, dass sich in den Tümpeln genügend Wasser befinde und notfalls nachfüllen.

Vor zwei Jahren sind Handschuher und die beiden Oberhachinger Naturschützer Eike Hagenguth und Helga Wunderlich für ihren Einsatz vom damaligen bayerischen Umweltminister Marcel Huber mit dem "Grünen Engel" ausgezeichnet worden. Die spezielle Ehrung erfolgt für vorbildliche Leistungen und langjähriges, nachhaltiges, ehrenamtliches Engagement im Umweltbereich.

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Quelle:
SZ vom 26.11.2015
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