Süddeutsche Zeitung

Oberhaching:Das etwas andere Krippenspiel

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Weil die Corona-Bestimmungen eine Aufführung traditioneller Art nicht zulassen, haben die Oberhachinger Kirchen kurzerhand einen Film gedreht

Von Angela Boschert, Oberhaching

Weihachten ohne Krippenspiel? Das ist eigentlich undenkbar, dachten sich Pfarrerin Irene Geiger-Schaller und ihre Kollegen aus Oberhaching und verlegten die traditionelle Aufführung sozusagen ins Filmstudio. Für die Weihnachtsgottesdienste drehten sie verschiedene Szenen mit den Kinderchören der evangelischen Kirche "Zum guten Hirten" und der katholischen Kirche St. Bartholomäus als Video. Der Film kann auch als DVD günstig erworben werden, um bei "Weihnachten dahoam" nicht auf das Krippenspiel verzichten zu müssen.

Die Idee kam vom katholischen Pfarrer, das Drehbuch von der evangelischen Pfarrerin, die dann zusammen mit der katholischen Gemeindereferentin die Umsetzung und die Regie übernahm. Ein wahrhaft ökumenisches Projekt. Die Aufnahmen und die Produktion wurden ehrenamtlich von einem professionellen Tontechniker gemacht. Sogar ein Täufling wurde gefunden, der als Christkindl in der Krippe gelegt werden konnte.

Zur Verfilmung der bewusst "recht schlicht gehaltenen Weihnachtsgeschichte", wie es Geiger-Schaller nennt, ging es an verschiedene Spielorte und sogar in einen Schafstall. Vom Turm des Oberhachinger Rathauses aus verkündet anfangs ein Herold das Kommen des Erlösers. Im Gasthaus Kandler, wo schon Szenen für "Meister Eder und sein Pumuckl" oder "Wer früher stirbt, ist länger tot" gedreht wurden, bereitete das Wirtsehepaar Eleonore und Michael Kandler der Herbergssuche von Maria und Josef ein glückliches Ende. Die Kinderchöre stimmen dazu im Film himmlische Lieder an, die rechtzeitig vor dem Winter eingespielt wurden. Denn das ganze Projekt nahm schon im Juni seinen Anfang. Bei der ökumenischen Dienstbesprechung im schönsten Sonnenschein wurde das gemeinsame Projekt mit dem katholischen "Ki-Ki-Chor" und den evangelischen Chorkids geboren. Dabei agieren die größeren Kinder als Schauspieler. Die coronagerechte Umsetzung als Film aus separat gedrehten Szenen war dann nur noch ein letzter Schritt.

Wäre dem echten Esel aus Arget bewusst gewesen, welch besondere Last er tragen darf, hätte er Maria vielleicht doch aufsitzen lassen. Regisseurin Geiger-Schaller nimmt's mit Humor: "Die sind ja dafür bekannt, störrisch zu sein." Mehr Glück hatten die Akteure beim Drehtermin im sogenannten Parallelogramm östlich von Ottobrunn. Der dortige Schafstall lieferte den perfekten Rahmen für die zentrale Szene des Krippenspiels und auch für den Auftritt der Hirten. Die Kinder wurden von den Tieren neugierig beschnuppert und gestupst, was bei so mancher Hirtin ein Juchzen - oder war es ein Kreischen? - auslöste. Das störte die Schafe mit ihrem dicken Fell jedoch nicht. Vielmehr freuten sie sich über die willkommene Abwechslung in ihrem Stall.

Etwa 25 Kinder waren bei der Produktion des Krippenspiels mit Leib und Seele und viel Einsatz. Die Rollen von Jesus, Maria, den Wirtsleuten, zwei Nachbarinnen, drei Erzählern, einem Herold, zwei Zuhörern vier Hirten und nicht zuletzt einem Verkündigungsengel mit seinen zwei kleinen geflügelten Begleitern mussten coronakonform verteilt - und dann auch versetzt ausgefüllt werden, damit zu keiner Zeit zu viele Akteure aufeinander trafen. Eine akribische Arbeit, die das Regisseurs-Duo mit Erfolg gemeistert hat: "Wir sind sehr zufrieden, wie professionell die Dreharbeiten abgelaufen sind", sagt Geiger-Schaller erfreut über das Ergebnis der vielen Ideen und Mühen.

Der besondere Krippenspiel-Film ist am vierten Advent zum ersten Mal in St. Bartholomäus zu sehen gewesen. Weitere Vorführungen folgen an Heiligabend um 14 und 15.30 Uhr in der Kirche Zum Guten Hirten, Alpenstraße 7, sowie um 14, 15.30 und 17 Uhr in der katholischen Kirche St. Stephan am Pfarrweg 9. Eingelassen werden nur Besucher, die über eine Platzkarte verfügen. Weitere Informationen gibt es unter www.oberhaching-evangelisch.de oder www.katholisch-in-oberhaching.de.

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SZ vom 22.12.2020
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