Süddeutsche Zeitung

Neues Programm:Achtung Heimat!

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In Unterhaching startet am Montag der Vorverkauf für die neue Kultursaison mit mehreren Veranstaltungen zum Thema

Von Udo Watter, Unterhaching

Vorurteile genießen keinen guten Ruf. Voltaire nennt sie die "Vernunft der Narren" und Nietzsche sagt, sie kämen aus den Eingeweiden. Das Spiel mit Vorurteilen und Klischees kann aber auch verdammt Spaß machen. Was zum Beispiel ist typisch deutsch? Bier, Bratwurst, Effizienz, Pünktlichkeit, Gartenzwerge, Lederhosen oder Achselhaare? In der Komödie "Achtung Deutsch!" nimmt der Österreicher (sic!) Stefan Vögel nicht nur die Charakteristika der Piefkes aufs Korn, sondern reiht Multikulti-Stereotype und nationale Fehleinschätzungen so hanebüchen aneinander, dass seine Farce fast schon wieder aufklärerischen Charakter hat. Das Stück, in dem sich eine WG von fünf Studenten aus fünf Ländern aufgrund diverser Umstände gezwungen sieht, einem Kontrolleur vom Wohnungsamt eine perfekte deutsche Familie vorzuspielen, eröffnet am 6. Februar im Kubiz die Theatersaison der neuen Unterhachinger Spielzeit. "Wenn die Wirklichkeit rauer wird, kann die Kultur den Blick auf die angenehmen Seiten des Lebens richten und der Welt mit Humor zu begegnen", erklärt Unterhachings Kulturamtsleiterin Ursula Maier-Eichhorn. Dass das Menschliche, Allzumenschliche in seinem Mangel und seiner (oft liebenswerten) Lächerlichkeit kultur-, geschlechts- und völkerüberschreitend ist, dürfte zu den schönsten Lektionen guter Komödien gehören.

In puncto Humor wartet das neue Unterhachinger Programm ohnehin mit einer reichen Auswahl an Angeboten auf: Komödienklassiker wie Molières "Tartuffe" (31. März) oder Nestroys "Talisman" (28. Juni) sind ebenso auf dem Spielplan wie das schräge Stück "Ludwig 2.0 reloaded" (23. Februar) der Münchner Volkssängerbühne und die heitere Operette "Der Vetter aus Dingsda" (22. März). Auch namhafte Kabarettisten geben sich in Unterhaching wieder mal die Klinke in die Hand: Unter anderem kommen HG Butzko (20. März) und Luise Kinseher (12. Mai), darüber hinaus Herbert und Schnipsi, Josef Brustmann, das Kabarett Distel, der Klavierkabarettist Martin Schmitt und Matthias Ningel, der die Kabarettsaison am 22. Februar mit seinem Programm "Kann man davon leben? " eröffnet.

Die Bühne im Kubiz ist diesen Brettlkünstlern allen schon vertraut, überhaupt darf sich das Kulturteam der 25 000-Einwohner-Gemeinde nicht nur über ein ziemlich treues Stammpublikum freuen, sondern setzt in der Programmauswahl auch seit Jahren vielfach auf bewährte Protagonisten: So gehören Vorstellungen des Bruckner Akademie Orchesters oder des Diogenes Quartetts im Bereich Klassik ebenso zu den Eckpfeilern des Programms wie die alljährliche internationale Ballett-Gala mit den Teilnehmern des Sommer-Workshops von Siba Salzburg oder die Tanzveranstaltungen des Ballet Classique München und der Benedict Manniegel Dance Company. Letztere widmet sich am 3. Mai einem spannenden Thema: "Auf der Suche nach... Heimat" heißt der moderne Ballettabend mit Choreografien von Heinz Manniegel und Ada Ramzews. Es dürfte interessant sein, wie sich in der Sprache des Tanzes die verschiedenen Dimensionen von Heimat als Ort, Gefühl oder Person widerspiegeln.

Auf einen anderen identitätsstiftenden, heimatlichen Aspekt geht eine der ersten Veranstaltungen des neuen Programms ein: Unter dem Motto "Norken, Truden, Kasermandl" präsentiert die Nagl Musi zusammen mit den Erzählern Evelyn Plank und Karl-Heinz Hummel am Freitag, 8. Februar, eine musikalische Sagennacht. Da geht es um gute und böse Berggeister, die Nixe vom Walchensee und den Teufel, der die Isar umleiten wollte, die Geschichten werden flankiert von bayerischer bis avantgardistischer Volksmusik.

Schon lange ein Markenzeichen des Unterhachinger Programms ist auch das ansprechende Angebot für kleine Theatergäste: Das Kinderabo ist für diese Spielzeit noch um eine Vorstellung erweitert worden. Der Ort, an dem dies alles stattfindet, feiert 2019 einen runden Geburtstag. 30 Jahre ist es her, dass sich im Kubiz an der Jahnstraße der erste Vorhang hob - im Oktober 1989. "In unserem immer noch sehr zeitgemäßen Haus sind die unterschiedlichsten Institutionen unter einem Dach vereint. Es ist ein lebendiger Begegnungsort, ein Zentrum aller Kulturschaffenden in Unterhaching geworden. In diesem Geist soll das Haus nun auch in das nächste Jahrzehnt geführt werden", erklärt Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD). Und nach wie vor wird man auch künftig im Kubiz zum Lachen nicht in den Keller gehen müssen.

Einzelkarten für die Saison Frühjahr/Sommer 2019 werden von Montag, 14. Januar, an im Kubiz verkauft, von Dienstag, 15. Januar, an auch in der Gemeindebücherei und online über www.reservix.de sowie www.muenchenticket.de.

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SZ vom 11.01.2019
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