Süddeutsche Zeitung

Naturschutz:Verschwundene Bäume

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Die Grünen im Unterschleißheimer Stadtrat fordern Aufklärung über Abholzungen und Nachpflanzungen. Auch der BN appelliert an die Verantwortlichen im Rathaus, sich künftig besser an die Schutzverordnung zu halten

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

Auf dem Wall an der Landshuter Straße wurde kräftig abgeholzt. Der Wall soll verschoben werden. Die Bäume mussten weichen. Doch auch an anderen Stellen in der Stadt sind zuletzt außerhalb der Vegetationszeit viele Bäume und Büsche verschwunden. Die Grünen im Stadtrat nehmen das zum Anlass, mal genauer nachzufragen, ob das alles auch seine Richtigkeit hat und ob auch wie erforderlich nachgepflanzt wird. Einen Grund, skeptisch zu sein, sehen sie in den manchmal recht vagen Zusagen der Vergangenheit, dass Bäume ersetzt würden. Auch der Bund Naturschutz Schleißheim fordert mehr Baumschutz ein.

Die Grünen sehen Aufklärungsbedarf zu Aussagen aus dem Rathaus, demzufolge 500 Bäume noch als Ersatzpflanzung der Stadt neu zu pflanzen seien. Dies sei später dann als zu hoch eingestuft worden, ohne eine genaue Zahl zu nennen.

Mit derart lückenhaften Informationen wollen sich die Grünen nicht mehr abgeben. Sie haben die Stadt in einem Antrag aufgefordert zu erklären, wie viele Bäume auf städtischen Flächen zwischen Oktober und Ende Februar gefällt worden seien. Sie wollen über die Gründe der Fällungen und die Ersatzpflanzungen aufgeklärt werden. Sie verweisen dabei darauf, dass sich die Stadt Unterschleißheim wie alle anderen Eigentümer von Grundstücken nach der Baumschutzverordnung zu richten habe. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Bäumen sei in Zeiten des Klimawandels notwendig. Die Grünen verweisen auf Fällungen für die Bushaltestelle an der Echinger Straße, Fällungen an der St.-Benedikt-Straße, am BRK-Heim, im Friedhof an der Nelkenstraße, an der Würmbachstraße in Riedmoos und in den Grüngürteln am Weiher.

Der Bund Naturschutz hält viele dieser Maßnahmen wie auch die Fällungen am künftigen Baugebiet an der Kiebitzstraße für sinnvoll und notwendig. Aber auch BN-Vorsitzende Birgit Annecke-Patsch fragt sich zum Beispiel, ob "riesige, gesunde Bäume" im Friedhof gefällt hätten werden müssen, die zum Teil am Rand gestanden seien. "Dabei haben doch gerade Friedhöfe mit einem alten Baumbestand einen besonderen Reiz." Bei Neubaugebieten würde sich der BN wünschen, dass mehr Anstrengungen unternommen würden, um vorhandene große Bäume durch geschickte Platzierung der Baukörper zu erhalten. Auf der anderen Seite betreibe die Stadt mit viel Aufwand "Baumpatenschaft"-Aktionen in ohnehin schon zum Teil baumbestandenen öffentlichen Grünanlagen, wie im Valentinspark. Für den Sinn derartiger Aktionen bestehe durchaus Erläuterungsbedarf. Der Park war dem BN zufolge zuvor schon eine vom Landschaftsarchitekten wohldurchdachte und gestaltete Kombination aus Freiflächen für Natur und Erholung und Hecken, Gehölz- und Baumstrukturen. Der BN appelliert an die Verantwortlichen der Stadt, sich an die Baumschutzverordnung zu halten und der Bedeutung von alten Bäumen bei jeglichen Baumaßnahmen ein höheres Gewicht zukommen zu lassen.

Gerade Großbäume werden aus Sicht der Naturschützer für den lokalklimatischen Ausgleich - also Schatten und Luftfeuchtigkeit - und damit für die Aufenthaltsqualität im Freien wichtiger. Neu gepflanzte Gehölze können diese Funktion über Jahre hinweg nicht übernehmen.

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SZ vom 19.03.2021
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