Süddeutsche Zeitung

Nas & Damian Marley in München:Rap and Reggae in da House

Lesezeit: 2 min

Mit ihrer Hip-Hop-Reggae-Mixtur bringen der Rapper Nas und der Rastafari Damian Marley einen neuartigen Sound auf die Bühne des Tollwood Festivals. Und das Münchner Publikum feiert begeistert mit.

Beate Wild

Das Musikzelt auf dem Tollwood gleicht an diesem Mittwochabend einer Sauna. Es ist einer der heißesten Tage in München, bei jeder Bewegung schwitzt man nur noch mehr. Dann erscheinen Nas und Damian Marley auf der Bühne. Sie starten - wie passend - mit ihrem Hit "As We Enter". Das Publikum ist begeistert. Alle springen, tanzen kreischen - trotz Bullenhitze.

Der Rapper Nasir Jones, besser bekannt als Nas, hat sich mit Damian Marley, Reggae-Musiker und jüngster Sohn von Bob, zusammengetan. Mit einer Mischung aus HipHop und Dancehall erobern die beiden gerade die Charts - und die Herzen des Münchner Publikums. Völlig neu ist der Sound nicht, aber trotzdem erfrischend anders. Die beiden sind derzeit auf Tour mit ihrem neuen Album "Distant Relatives". Der gemeinsame Nenner dieses wunderbaren Musik-Mix ist Afrika.

Rein optisch gesehen könnten die beiden unterschiedlicher kaum sein. Nas trägt kurze Hosen, ein weißes T-Shirt und Glatze. Damian hat trotz der Hitze lange Hosen und ein langärmeliges Hemd an und auf dem Kopf eine beeindruckende Haarpracht. Seine Rasta-Locken reichen ihm bis zu den Waden. Doch musikalisch harmonieren die beiden bestens.

Nas ist bekannt als einer der weltweit besten Rapper. Sein Durchbruch gelang ihm 1994 mit dem Debütalbum "Illmatic", das von Publikum und Kritikern gleichermaßen bejubelt wurde. Doch nach neun Soloalben hatte der New Yorker jetzt offenbar Lust auf Neues. Mit Damian Marley hat er sich für eine Zusammenarbeit auch einen wirklich guten Mann ausgesucht.

Musikalisch beleuchten die beiden insbesondere das Verhältnis der Afroamerikaner zu Afrika. Die Idee hierfür hatte Marley, doch auch Nas war sofort von dieser Idee begeistert. Für den Song "Patience" etwa verwenden sie ein Sample aus "Sabali" von Amadou & Mariam aus Mali. Der wohl bekannteste Song des Duos Nas-Marley "As We Enter" beginnt mit einem Sample des äthiopischen Jazzpioniers Mulatu Astatke. Wer den Film "Broken Flowers" mit Bill Murray in der Hauptrolle gesehen hat, weiß sofort, welcher Song gemeint ist: "Yegelle Tezeta". Das wimmernde Orgel-Intro ist unverkennbar.

Politische Stellung bezieht der Song "Road To Zion", der aus der ersten Zusammenarbeit der beiden auf Marleys Album "Welcome To Jamrock" stammt. "President Mugabe holding guns to innocent bodies in Zimbabwe", rappt Nas hier. In "Africa Must Wake U" geht es um die Zukunft des schwarzen Kontinents. In einer Textzeile heißt es etwa "Your history is too complex and rigid for some Western critics".

Streckenweise sind die Texte des Duos schon stark pathetisch und bedeutungsschwanger. Doch insgesamt passen Musik und Gesang gut zusammen. Marley steuert mit seiner klagenden Reggae-Stimme die Melancholie bei, Nas mit seinem Rap die Lässigkeit. Zusammen ergibt das einen Flow, der Laune macht.

"Für mich ist das Weltmusik", sagt der Rapper gerne in Interviews zu seinem neuen Album. Es ist eine gelungene Mischung aus coolen Hip-Hop-Beats, klagenden Reggae-Elementen und afrikanischen Rhythmen.

Auf der Bühne werden die beiden von einer sechsköpfigen Band und zwei Backgroundsängerinnen begleitet. Außerdem steht ein Rastafari mit auf der Bühne, der von Anfang bis Ende des Konzerts ununterbrochen eine jamaikanische Flagge schenkt. Und natürlich ist auch die Rasta-Quote unter den Zuhörern größer als sonst. Eine so ausgelassene und gute Stimmung erlebt man bei Konzerten in München sonst eher selten.

Jeder der beiden Künstler singt auch noch ein paar seiner eigenen Songs. "If I Ruled The World", das Nas einst zusammen mit Lauryn Hill sang, darf da natürlich nicht fehlen. Doch der Höhepunkt des Konzert ist der letzte Song. Damian fragt: "Are some Bob Marley fans in da house?" und stimmt "Could You Be Loved" an. Das Münchner Publikum ist vor Begeisterung kaum mehr zu halten. Damian singt das Lied exakt so wie sein berühmter Vater. Sein Gesangstalent hat Damian eindeutig von ihm geerbt. Der perfekte Abschluss für ein wunderbares Konzert.

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