Süddeutsche Zeitung

Mitten in Unterhaching:Kein Platz für dicke Autos

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Neuerdings gibt es in der Gemeinde zwar 14 E-Ladesäulen, doch auf Besitzer trendiger Stromer wartet beim Auftanken eine Herausforderung

Kolumne von Iris Hilberth

Wenn zwei Dinge einfach nicht mehr zusammenpassen, ist die Frage der Schuld naheliegend und doch mitunter schwer zu beantworten. Nehmen wir zum Beispiel die Jeans und seinen Träger. Liegt es am Wäschetrockner, dass der Knopf nicht mehr zugeht? Jedenfalls fühlt man sich besser, wenn man fest daran glaubt, dass das Gerät das Kleidungsstück geschrumpft hat und nicht der Corona-Speck der Grund ist, warum Mann und Hose nicht mehr kompatibel sind. So ähnlich ist das mit Parkplätzen. Mal in letzter Zeit eine Lücke gefunden, die wie gemacht war für den Wagen? Sehen Sie!

Als größte Herausforderung der Parkplatzsuche sei hier auf das Landratsamt verwiesen. Man braucht gar keine SUV oder Van, um in der Tiefgarage am Mariahilfplatz zu verzweifeln. Wer es auf einen Stellplatz in einer Dreier-Box geschafft hat, scheitert bei Vollbelegung beim Aussteigen, zumindest wenn er nicht aufgrund anorektischer Körpermaße in der Lage ist, sich durch einen winzigen Türspalt zu falten. Klar ist in diesem Fall: Es gab zuerst die schmalen Parkangebote und dann die dicken Autos. Wer sich also in den vergangenen Jahren immer wieder gefragt hat, warum die Parkbuchten immer kleiner werden: Das liegt schlichtweg an den anhaltend adipösen Tendenzen der modernen Kraftfahrzeuge. Ein Beispiel: Der erste Golf aus dem Jahr 1974 war gerade mal 1,60 Meter breit. In achter Generation bringt er es auf fette 1,80.

Natürlich gibt es auch Hosen, die man von vornherein zu eng gekauft hat. Und so gibt es auch Parkplätze, die einfach nicht passen können. In Unterhaching hat die Gemeinde jetzt 14 E-Ladesäulen errichtet und die dazugehörigen Stellplätze auch beschildert und am Boden farblich markiert. Die Neo-Fraktion aus dem Gemeinderat hat den Praxistest gemacht und an manchen Standorten festgestellt: Die sind zu knapp bemessen. Man steht beim Aussteigen im Gebüsch oder rammt vor dem Schuhgeschäft die Leitplanke, wenn man nicht mit dem Heck auf der Münchner Straße stehen will. Da hilft nur eins: Ab in den Wäschetrockner mit dem neuen Tesla.

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Quelle:
SZ vom 09.06.2021
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