Süddeutsche Zeitung

Meine Woche:Performen ohne Tabus

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Poetry Slammerin Elena Hofmann gibt Workshop in Neubiberg

Von Daniela Bode, Neubiberg

"Poetry Slam ist eine Plattform, auf der man alles sagen kann, es gibt keine Tabus", sagt Elena Hofmann So hält es die 29-jährige Wahl-Münchnerin auch selbst. Wenn sie ihre Texte auf der Bühne vorträgt, spricht die Poetry Slammerin vor allem über Themen wie Toleranz, Akzeptanz, Sexismus. "Es geht darum, Erlebtes verarbeiten zu können", sagt sie. Und immer auch um Soulwork, Arbeit mit der Seele. So wird sie das auch den Teilnehmern ihres Poetry-Slam-Workshops für Jugendliche ab 15 Jahren im Jugendzentrum in Neubiberg am Freitag beibringen.

Hofmann, die hauptberuflich als Sales-Managerin tätig ist, begeisterte sich bereits als Kind für Musik und Tanz. "Ich wusste schon früh, dass ich einmal auf der Bühne stehen möchte", sagt sie. In der achten oder neunten Klasse begann sie, philosophische Monologe zu schreiben. Als sie nach dem Abitur als Au-Pair nach New York ging, wo sich in der Hip-Hop-Kultur auch Poetry Slam zunehmend verankerte, entdeckte ein Freund, der selbst Slammer ist, ihr Talent. "Ihm gefielen meine Kernaussagen gut", erzählt sie. Sie solle doch mal Reime einbauen, habe er gemeint. "Also schrieb ich Random-Sätze auf, googelte which word rhymes with."

Heute ist sie etabliert in der Szene, tritt mit ihren lyrischen Performances auf vielen Bühnen auf, zuletzt im Münchner Kulturcafé "Ganswoanders". Wenn sie ihre Texte vorträgt, spricht sie kräftig und klar, atmet bewusst. "Unser Heute ist die Geschichte von morgen, aber WIR haben nichts aus der Geschichte gelernt. Solange die Menschen in sich selbst gespalten sind, kann es keine wahre Vereinigung geben", lauten zwei Zeilen aus einem ihrer Texte. Mehr davon findet man auf ihrem Instagram-Profil unter elena_posie. Heuer gründete sie zudem "Support your female artists", eine Plattform für Künstlerinnen. Regelmäßig gibt sie Workshops.

Um ihren Teilnehmern dort zu entlocken, was in ihnen steckt, und Ängste zu nehmen, weiß sie, was zu tun ist. "Die Meditation am Anfang des Workshops hilft", sagt sie. Hofmann nutzt gezielte Schreibübungen, um die jungen Leute aus der Reserve zu locken. "Ich mache oft die Übung, bei der man den Stift nicht weglegen darf, das lockert Blockaden." Selbst wenn man dann dreimal das gleiche Wort schreibt, bis ein neuer Gedanke kommt. Wenn es nach einer Diskussion an den Text geht, sind die Teilnehmer frei. "Egal, in welcher Textform sie sich wohlfühlen, es muss auch kein Reim sein", sagt sie. Nur Requisiten sind nicht erlaubt, Bilder sollen vom Text getragen werden.

Wer sich nicht so recht auf die Bühne traut, das zum ersten Mal macht, den wirft sie auch ins kalte Wasser. "Dem sage ich, okay, pass auf, du stellst dich da jetzt als Erster hin. Er hört dann nicht zuerst den, der schon öfter Texte vorgetragen hat." Ohnehin geht es ja nicht um Perfektion, sondern darum, Themen anzusprechen, ohne Tabus. Nur die Emotion darf nicht fehlen. "Man soll jedes Wort fühlen können", sagt Hofmann.

Workshop, 8. Oktober, 16 bis 18.30 Uhr, bis 18 Jahre kostenfrei; Anmeldung: kulturamt@neubiberg.de

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Quelle:
SZ vom 04.10.2021
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