Süddeutsche Zeitung

Meine Hauszeit:Gleich im Krisenmodus

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Erst seit wenigen Wochen ist Michaela Trinder Schulleiterin

Von Selina Trummer, Unterhaching

Wir befinden uns derzeit zweifellos in einer Krise. "Doch es gibt immer wieder Krisen." Das sagt Michaela Trinder , die einen ungewöhnlichen Start in ihre neue Position am Lise-Meitner-Gymnasium in Unterhaching hatte: Ihr Gymnasium war das erste im Landkreis, das aufgrund des Coronavirus vorübergehend schließen musste. Die Lehrerin für Mathematik, Physik und Informatik leitet die Schule erst seit dem Halbjahr. Obwohl neu im Amt, kennt sie die Schule allerdings genau. Schon seit über zehn Jahren ist sie Mitarbeiterin der Schulleitung.

Als sie vom Gesundheitsamt erfuhr, dass ein Kind an ihrer Schule mit dem Virus infiziert sei, musste die 49 Jahre alte Studiendirektorin eine Entscheidung treffen. Dazu habe sie noch in der Nacht ihr Krisenteam aktiviert. "Natürlich haben wir mit der Schließung eine Lawine losgetreten, aber es war klar, dass es nicht die einzige Schule bleiben wird", so Trinder. Es sei bedrückend, nun täglich in ein leeres Schulhaus zu kommen. Aber es gebe viel Kontakt zwischen Lehrern und Schülern, dafür sei sie sehr dankbar.

Als Mutter sieht sie die Situation auch aus einer anderen Perspektive. Nämlich aus jener der Eltern. Schule sei schon wichtig, aber im Moment auch nicht das Wichtigste. Es sei auch für die Kinder eine schwierige Zeit. Man frage sich, wer oder was wirklich wichtig ist. Für sie ist die Familie der Rückzugsort, man rücke durch die Ausgangsbeschränkungen noch enger zusammen.

Trotz der herausfordernden Umstände soll der Unterricht für die Kinder des Lise-Meitner-Gymnasiums weitergehen. Die Umstellung zum digitalen Lernen laufe gut. "Ich versuche, möglichst viele Gespräche zu führen. Mit jedem, der Bedarf hat." Dabei sei sie auf viel Vernunft bei den Eltern gestoßen. Das Team der Schulleitung sei teilweise im Home-Office, aber Trinder und mindestens eine zusätzliche Person müssten jeden Tag in der Schule sein. "Wir sind Beamte und haben unseren Beitrag zu leisten." Die richtige Herausforderung komme erst auf das Kollegium zu, wenn die Schule wieder öffnet. Da nicht alle Kinder daheim gleiche Bedingungen hätten, werde der Wiedereinstieg dann für einige Schüler schwerer.

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SZ vom 25.03.2020
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