Süddeutsche Zeitung

Leserdialog:Im Schneckentempo

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Der Norden des Landkreises erstickt seit Jahren im Verkehr. Obwohl an vielen Stellen der Ausbau der wichtigsten Verbindungen begonnen hat, ändert sich daran so schnell nichts. Im SZ-Lesercafé wird das ein Thema sein

Von Sabine Wejsada, Ismaning

Kaum ein anderes Thema stresst Lokalpolitiker, Pendler und Anwohner seit Jahren mehr als die immense Verkehrsbelastung im Norden des Landkreises München mit all ihren Folgen: Kilometerlange Staus auf den Autobahnen und Bundesstraßen, Blechlawinen, die sich tagtäglich durch die Orte ergießen, und Busse, die in den Stoßzeiten nur im Schneckentempo vorankommen.

In Oberschleißheim besteht darüber hinaus seit langem mit dem Bahnübergang an der Bundesstraße 471 ein Ärgernis, weil an den geschlossenen Schranken in beide Richtungen die Fahrzeuge Stoßstange an Stoßstange stehen und mit ihren Abgasen die Luft verpesten. Der Norden erstickt im Verkehr. Auch die laufende Ertüchtigung und der geplante Ausbau von wichtigen Verkehrsadern wird daran so schnell nichts ändern - zumindest nicht kurzfristig. Im SZ-Lesercafé am Mittwoch, 27. Februar, im Café Waldeck in Ismaning wird das sicherlich ein Thema sein.

Bei Unterföhring haben nach Jahren des Stillstands die Vorbereitungen zum vierspurigen Ausbau des Föhringer Rings begonnen. Am kommenden Sonntag, 24. Februar, wird die wichtige Ost-West-Verbindung über die Isar komplett gesperrt, weil Bäumen gefällt werden. Der Verkehr über die Kreisstraße M 3 und die Bundesstraße 471 nach Garching und über die Staatsstraße 2350 nach München geleitet. Die Abfahrt an der Anschlussstelle Frankfurter Ring der Autobahn A 9 zum Föhringer Ring ist gesperrt. Die Ausleitung erfolgt über die Anschlussstelle Garching-Süd.

Die Rodungen sind der erste Schritt auf dem Weg zum Ausbau des Nadelöhrs im Münchner Norden. Bis 2025 wird dafür die Zufahrt zur Herzog-Heinrich-Brücke verbreitert, die Brücke selbst durch einen Neubau ersetzt und um ein weiteres Bauwerk ergänzt. Auf jeweils vier Spuren ausgebaut werden sollen in den nächsten Jahren auch die Kreisstraße M 3 zwischen München und der Autobahn bei Unterföhring sowie die B 471 zwischen Ismaning über Garching bis nach Oberschleißheim.

Dort führen Lokalpolitiker und Anwohner seit vielen Jahrzehnten eine Debatte darüber, den Bahnübergang unter die Erde zu bringen. Die Strategie Oberschleißheims, den Bahnübergang zu entschärfen, hatte viele Jahre in einer Verlegung der B 471 bestanden. Im Zuge der Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele 1972 war eine Nordumgehung des Ortes bereits im Genehmigungsverfahren. Zur Realisierung kam es nie. So beschloss der Gemeinderat 1972, eine Straßenüberführung über die Bahn zu bauen. Nach erheblichen Protesten am Ort, der Gründung einer Bürgerinitiative und einer Intervention des bayerischen Innenministeriums ruderte das Rathaus zurück und lehnte 1973 die Überführung wieder ab. Das Bundesverkehrsministerium nahm in den Achtzigerjahren die Beseitigung des höhengleichen Bahnübergangs in seine Ziele auf, eine Umsetzung erfolgte jedoch ebenfalls nie.

Mit den ersten Plänen für eine Express-S-Bahn zum Flughafen im Erdinger Moos jedoch wurde Anfang der Neunzigerjahre die Idee geboren, die Bahn in einen Tunnel zu legen. Ortsplanerisch sahen dies Ober- und Unterschleißheim, Eching und Neufahrn im Landkreis Freising als die Zukunft für ihre Kommunen, zahlreiche Bewohner formierten sich zur Bürgerinitiative "Bahn im Tunnel" (BIT). Einige Machbarkeitsstudien später stehen an den Schranken immer noch die Autos im Stau. Oberschleißheim leidet aber nicht nur an der Bundesstraße, auch die A 92 hat Folgen für die Entwicklung der Gemeinde. Die Autobahn soll zwischen dem Dreieck München-Feldmoching und dem Neufahrner Kreuz auf sechs Spuren erweitert werden.

In vollem Gange sind seit 2016 die Bauarbeiten auf der A 99, die mit bis zu 160 000 Fahrzeugen am Tag eine der meistbefahrenen Autobahnen in ganz Deutschland ist. Der achtstreifige Ausbau der Münchner Ostumfahrung auf dem gut acht Kilometer langen Abschnitt zwischen Nordkreuz und der Anschlussstelle Aschheim/Ismaning soll noch in diesem Herbst abgeschlossen sein.

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Quelle:
SZ vom 20.02.2019
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