Süddeutsche Zeitung

Kostenexplosion:Probleme mit dem Rotstift

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Unterföhring kommt Grundschulsanierung mit 21 Millionen Euro zu stehen

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Der Schreck war groß, als der Unterföhringer Gemeinderat Anfang Juli die zu erwartenden Kosten für die Sanierung der in die Jahre gekommenen Gebäudeteile der Grundschule an der Bahnhofstraße erfuhr: Anstatt der 2020 mit gut sechs Millionen Euro plus Nebenkosten veranschlagten Modernisierung wurde das Projekt mit mehr als 24 Millionen Euro veranschlagt. Die Fraktionen erbaten sich Bedenkzeit, jede Partei und Gruppierung wollte sich über die Sommerferien Gedanken darüber machen, wo Einsparungen möglich sind.

Das ist nun geschehen, der Rotstift lässt sich bei dem Projekt allerdings nicht so richtig ansetzen, wie in der jüngsten Gemeinderatssitzung deutlich wurde. Unterföhring wird wohl mehr als 17 Millionen Euro plus 25 Prozent Baunebenkosten in die Hand nehmen müssen, um den Schulkomplex auf den neuesten Stand zu bringen. Alles in allem dürfte das Projekt mit mehr als 21 Millionen Euro zu Buche schlagen.

"Das sind ordentliche Beträge, auch für Unterföhring", sagte Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU) in der Sitzung. Doch man saniere für Jahrzehnte, laut den neuesten Prognosen sei davon auszugehen, dass die modernisierte Grundschule bis zum Jahr 2050 Platz für insgesamt 18 Klassen bieten müsse. Dass der "blaue Kasten" von 1964 und dessen gelber Anbau aus dem Jahr 1996 saniert werden müssen, steht seit 2020 fest. Der Brandschutz und das Energiekonzept der Gebäude brauchen eine Ertüchtigung, das pädagogische Schulraumkonzept genügt zudem nicht mehr den aktuellen Ansprüchen und wird überarbeitet. Ziel ist es, den Standard der Grundschule auf dem neuen Campus an der Mitterfeldallee auch am Standort Bahnhofstraße zu erreichen.

Einig waren sich die Fraktionen zum Beispiel darüber, dass die Fassade nur aufgefrischt werden soll und nicht komplett mit Holz neu gestaltet wird. Das bringt eine Einsparung von immerhin knapp 1,5 Millionen Euro gegenüber der Kostenschätzung vom Juli. Was die Anbringung einer Fotovoltaikanlage auf dem zuvor verstärkten Dach angeht, wofür circa 300 000 Euro ausgegeben werden müssten, gingen die Meinungen im Gemeinderat auseinander. Während die PWU und der Bürgermeister eine solche Investition für "nicht rentabel" halten, wie Fraktionsvorsitzende Simone Spratter erklärte, wollen SPD, CSU, FDP und die Grünen an dem Vorhaben festhalten. "Ich sehe uns da als Gemeinde in der Vorbildrolle", sagte SPD-Sprecher Philipp Schwarz.

Auch der von Spratter ins Spiel gebrachte "Kostendeckel" stieß im Gremium auf wenig Gefallen. Marianne Rader (CSU) hielt einen solchen für wenig sinnvoll. Eine Sanierung sei immer "ein Überraschungsei, wir tun uns damit keinen Gefallen". Das habe die Vergangenheit gezeigt, sagte Rader und erinnerte an die Modernisierung des Sportzentrums an der Jahnstraße, die trotz Deckelung viel teurer wurde.

Die Sanierung der Grundschule soll voraussichtlich am Ende des zweiten Quadrats 2022 beginnen, nachdem die nötigen Abrissarbeiten beendet sind. Die Wiederaufnahme des Schulbetriebs an der Bahnhofstraße ist laut Rathaus für September 2024 geplant.

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Quelle:
SZ vom 21.09.2021
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