Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Oberschleißheim:Belohnung für die Verlierer

Lesezeit: 2 min

In Oberschleißheim werden wohl Harald Müller und Casimir Katz zu Stellvertretern des neuen Bürgermeisters

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Fünf Bürgermeisterkandidaten waren zur Kommunalwahl in Oberschleißheim angetreten - und drei von ihnen werden sich nach der konstituierenden Sitzung des Gemeinderats wohl im Organigramm der Gemeindeverwaltung wiederfinden. Alles deutet darauf hin, dass SPD-Bewerber Harald Müller zum Stellvertreter des neugewählten Bürgermeisters Markus Böck (CSU) gewählt werden wird und FDP-Kandidat Casimir Katz zum dritten Bürgermeister.

Was eine Wahlempfehlung in der Stichwahl bewirkt, ist nie exakt zu beziffern. Deutlich sichtbar aber wird in der Regel das Preisschild, das auf der Unterstützung klebt. Vor sechs Jahren unterstützte die CSU in der Stichwahl um das Bürgermeisteramt den FW-Kandidaten Christian Kuchlbauer - Zweite Bürgermeisterin wurde anschließend Angelika Kühlewein (CSU). Heuer haben SPD und FDP den CSU-Kandidaten Böck unterstützt und höchstwahrscheinlich nicht ganz uneigennützig. Angesichts der Fraktionsstärke - SPD fünf, FDP zwei - und der Bedeutung für den Ausgang der Stichwahlen - die SPD hatte 1137 Müller-Stimmen einzubringen, die FDP 342 Katz-Stimmen - ist es absehbar, dass auch in dieser Reihenfolge die Posten vergeben werden. Bei den Personen scheinen sich beide Fraktionen auf Müller und Katz festgelegt zu haben. Liegt auch nahe, denjenigen, den man geeignet gehalten hatte, Bürgermeister zu werden, dann zumindest mit Stellvertreterrollen zu betrauen. Wobei die Bedeutung von zweitem und drittem Bürgermeister ohnehin je nach Personal und Situation höchst unterschiedlich ausfallen kann.

Gerade die jüngere Oberschleißheimer Historie zeigt dies schlagend. Als beim Dienstantritt der jungen Elisabeth Ziegler (SPD) der Polit-Routinier Wolf-Dietrich Großer (FDP) ihr Vize wurde, verstand der sich als Mentor und väterlicher Beschützer - eine Rolle, die er mit großer Hingabe ausfüllte und die von Ziegler auch mit großem Einfluss und viel öffentlichen Auftritten für Großer honoriert wurde. Kühlewein hingegen war in den sechs Jahren an der Seite von Kuchlbauer nicht viel mehr als Aushilfsgratulantin bei Glückwünschen, die von der Gemeinde zu überbringen waren. Persönlich nicht unbedingt in herzlichster Zuneigung verbunden gab es zwischen dem Bürgermeister und seiner Stellvertreterin erkennbar wenig Austausch. Politisch trat Kühlewein in den sechs Jahren überhaupt nicht in Erscheinung und die Chance, bei den diversen Unzulänglichkeiten Kuchlbauers als starkes Korrektiv aufzutreten, ließ sie völlig ungenutzt liegen. Da gewann der dritte Bürgermeister Hans Hirschfeld (FW) als Verwaltungs-Backup und als Stütze des Chefs deutlich mehr Profil; allerdings scheiterte auch er häufig an dessen vielfach beklagter Beratungsresistenz.

Allerdings ist eher strittig, ob es in einer Gemeinde mit 12 000 Einwohnern und einem neuen und agilen Bürgermeister überhaupt einen dritten Bürgermeister braucht; diese Frage wird verlässlich danach entschieden, ob es zur Mehrheitsbeschaffung notwendig ist. CSU und SPD brauchen mit zusammen zwölf Stimmen die zwei Stimmen der FDP zu einer Mehrheit, also dürfte es auch einen dritten Bürgermeister geben.

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Quelle:
SZ vom 04.04.2020
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