Süddeutsche Zeitung

Baumschutz:Die grüne Lunge Unterföhrings

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Pappeln umschneiden, nur weil sie nerven? Die Gemeinde hätte sich lächerlich gemacht, wenn sie dem Wunsch der Anlieger nachgegeben hätte.

Kommentar von Sabine Wejsada

Die Unterföhringer Kommunalpolitiker haben Vernunft bewiesen: Dass der Umweltausschuss entgegen der Wünsche von zahlreichen Anwohnern in der Isarau entschieden hat, fünf gesunde Pappeln stehen zu lassen, verdient Lob. Auch wenn die alten, mächtigen Bäume Dreck machen und Schatten werfen und deswegen die Anlieger nerven, dürfen sie nicht einfach umgeschnitten und durch kleine, neue Gewächse ersetzt werden. Zu wertvoll sind gerade im flächenmäßig kleinen Unterföhring die paar Fleckchen Natur und deren Nutzen für eine unter wachsenden Autoabgasen leidende Gemeinde.

Die Isarau kann getrost als die grüne Lunge von Unterföhring bezeichnet werden - und daran darf man nicht herumdoktern, selbst wenn es bei der nächsten Wahl Stimmen kosten könnte. Der Umweltausschuss hat gut daran getan, in aller Eintracht Nein zu sagen zur Forderung, die Motorsäge anzuschmeißen, um die alten Bäume zu entfernen.

Gerade in Zeiten der Nachverdichtung, die auch in der Isarau zu beobachten ist, wo aus großen Grundstücken mit in die Jahre gekommenen Einfamilienhäusern kleine Parzellen mit Neubauten werden, braucht es einen Ausgleich zur fortschreitenden Versiegelung.

In Neubiberg und Feldkirchen haben sie andere Sorgen

Ganz nebenbei hätten die Unterföhringer mit einer ohne Not befohlenen Fällaktion in den Nachbarkommunen wohl nur heftiges Kopfschütteln geerntet. In Feldkirchen, Neubiberg und den östlichen Stadtvierteln in München zum Beispiel müssen seit geraumer Zeit ganze Wäldchen gerodet werden.

Nicht etwa weil Anlieger dort über ein Zuviel an Wolle von Pappeln und "Nasenzwickern" von Ahornbäumen jammern, sondern weil der Asiatische Laubholzbockkäfer Bäume in der Nähe befallen hat und Experten nach wie vor glauben, nur ein Umschneiden könne die Ausbreitung des Schädlings verhindern. Unterföhring hätte sich lächerlich gemacht.

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Quelle:
SZ vom 22.09.2016
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