Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Feuerwehrleute dürfen nicht allein gelassen werden

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Sie agieren wie Profis, werden aber nicht bezahlt und arbeiten oft unter erschwerten Bedingungen. Es ist an den Kommunen und den Arbeitgebern, diese zu verbessern.

Von Bernhard Lohr

Es heißt immer wieder: Die Feuerwehren seien wichtig, das Ehrenamt sei hoch zu schätzen. Und die Arbeit der Freiwilligen sei mit Gold nicht aufzuwiegen. Und doch wirkt das oft floskelhaft, als wäre es so dahingeredet. Deshalb sei es nochmal in aller Deutlichkeit gesagt: Was viele Feuerwehrleute für die Allgemeinheit leisten, geht weit über das hinaus, was von einem Ehrenamt erwartet werden kann. Es geht oft um Leben und Tod und um den Schutz großer Werte. Das zeigt die paradoxe Situation der Feuerwehrleute. Sie sind Laien, was die Bezahlung betrifft, und Profis, wenn es um die Ausbildung geht.

Diesen Feuerwehrleuten schuldet die Gesellschaft mehr als Dank. Sie dürfen nicht allein gelassen werden, wenn es etwa darum geht, die Hilfsfristen einzuhalten. Man stelle sich den Stress vor, innerhalb weniger Minuten am Feuerwehrhaus sein zu müssen, weil die Kameraden warten. Und dann steht man im Stau. Eine üble Situation, die jeder kennt, der schon mal unter Zeitdruck zu einem dringenden Termin musste.

Feuerwehrleute erfüllen eine gesellschaftliche Aufgabe, die alle betrifft. Also ist von jedem ein Beitrag gefordert. Arbeitgeber müssen Verständnis aufbringen, wenn jemand zum Einsatz muss. Und Gemeinden müssen mehr tun, als ihren Feuerwehren teure Ausrüstung zu finanzieren. Die Ansätze sind alle erkennbar. Sie müssen administrativ stärker eingreifen und Mitarbeiter am Bauhof und in der Verwaltung zum Mitmachen motivieren. Beim Aufbau neuer Ausbildungseinheiten müssen sie helfen. Die Verantwortung, dass der Laden läuft, muss bei einem Chef liegen, der fürs Chefsein bezahlt wird. Gerade im Ballungsraum stellt sich die Frage, was das Ehrenamt leisten kann.

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Quelle:
SZ vom 13.06.2017
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