Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Der Süden ist unsolidarisch

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Im Landkreis sind Lärm, Stau und Abgasbelastung ungleich verteilt. Auch deshalb ist der südliche Ringschluss der A99 überfällig

Von Martin Mühlfenzl

Ein Ring symbolisiert immer auch Zusammenhalt, Zusammengehörigkeit, Zusammenarbeit. Fehlt ein Stück, bricht gar ein Teil heraus, geht etwas von diesem Gefühl der Verbundenheit verloren. Das ist auch bei einem Autobahnring der Fall - und bei der Münchner Umfahrung ganz besonders. Dort fehlt noch immer ein Stück ganz im Süden. Und diese Lücke im Ring lässt den Norden und Osten des Landkreises vermehrt zürnen, während sich der Süden in seiner Blockadehaltung einigelt.

Die Diskussion um den Ringschluss im Süden ist ja so alt wie die Geschichte der A 99 selbst. Seit Jahrzehnten führen sie im Isartal einen erbitterten Kampf gegen eine Autobahn. Als würden dort bald die Barbaren einfallen, stellen sich die Menschen vor ihre schützenswerte und sehenswerte Heimat. Während sie weiter nördlich in Unterföhring, Kirchheim und Ismaning immer mehr Lärm, Abgase und Staus ertragen müssen - und obendrein noch das Klärwerk Großlappen und das Heizkraftwerk in der Nachbarschaft. Der achtspurige Ausbau der A 99 ist nur ein weiteres Kapitel in der ungleichen Verteilung der Belastungen im Landkreis München, die sich daraus ergibt, dass München eine Millionenstadt ohne durchgängigen Autobahnring ist. Ein Unding fürwahr.

Denn in der Landeshauptstadt und auf den verkehrstechnischen Lebensadern des Landkreises - vor allem der A 99 - werden diese Belastungen in den kommenden Jahren immer weiter zunehmen. Eine bestimmte Region dabei komplett außen vor zu lassen, ihnen weiterhin ihre privilegierte Idylle einzuräumen, ist schlichtweg unsolidarisch. Wie auch die Haltung des südlichen Landkreises, mit allen Kräften gegen den südlichen Ringschluss anzukämpfen. Der Zorn in den nördlichen Landkreiskommunen ist nicht nur verständlich, er ist vor allem gerechtfertigt.

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Quelle:
SZ vom 13.09.2016
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