Süddeutsche Zeitung

Kirchheim:Zurück zur Natur

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Nachdem es zuletzt vor allem um Verkehr, Wohnungen und Wirtschaftsförderung ging, will sich die Gemeinde heuer verstärkt dem Umweltschutz widmen

Von Johanna Lehn, Kirchheim

2016 war das Jahr des Bieres, 2017 soll in Kirchheim das Jahr der Umwelt werden. Auf Verkehrsproblemen, Bildung, Wohnraum und Wirtschaftsförderung liege das Augenmerk der Kommunen, sagt Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU). Dabei vergesse man ein wichtiges Thema: die Umwelt. Deshalb soll diese in Kirchheim heuer in den Fokus rücken.

Im Rathaus dafür verantwortlich ist Sonja Forstner. Die 26-jährige ist seit September 2016 die neue Leiterin des Sachgebiets Umwelt, Energie und Abfallwirtschaft der Gemeinde. Der Umweltschutz werde oft stiefmütterlich behandelt, sagt Forstner. Deshalb setzt sie sich besonders dafür ein. Umweltpädagogik, Bürgerinformation und umweltfreundliche Mobilität sind die Eckpfeiler des Programmes, das die Gemeinde in diesem Jahr anpacken will. Forstner ist es wichtig, bereits Kindern umweltbewusstes Verhalten und die Natur nahezubringen. Deshalb kooperiert das Rathaus eng mit den Schulen. Neben der Pflege der Schulgärten stehen Kochkurse mit heimischen Kräutern und ein Besuch eines Biobauernhofs auf dem Plan. Außerdem soll ein Baumlehrpfad quer durch die Gemeinde entstehen, der auch Erwachsenen die Laub- und Nadelbäume erklärt.

Um die Bürger zu informieren, plant die Gemeinde im Sommer die ersten Kirchheimer Gartentage. Vereine, Verbände und Institutionen werden dort über Möglichkeiten zum Umweltschutz, von Abfallentsorgung bis Energieversorgung aufklären. Gemeinsam mit dem Bund Naturschutz sollen Führungen und Erlebnistage am Speichersee und im Moos stattfinden. Auch der Wettbewerb "Naturnaher Garten" soll die Bewohner dazu animieren, sich mehr mit ihrer Umwelt auseinanderzusetzen.

Die Gemeindeverwaltung hat bereits ein Elektroauto. In diesem Jahr kommt eine Ladestation für alle Bürger der Gemeinde dazu, vom Frühling an wird Carsharing angeboten. Darüber hinaus sollen Radwege ausgebaut und neue geschaffen werden. In Planung ist außerdem eine Mietradstation. Das Jahr der Umwelt soll aber auch dazu genutzt werden, Akteure der Gemeinde zu vernetzen und zu aktivieren. So sind alle Bürger und Vereine aufgerufen, sich mit Ideen und Beteiligungswillen ans Rathaus zu wenden.

Der Bürgermeister versteht dieses Umweltjahr nicht als einmaliges Projekt. Es soll mehr der Anstoß sein, langfristig und nachhaltig für die Natur zu sorgen, denn ein Umdenken in Sachen Umwelt sei dringend nötig. Kirchheim sei zwar nur eine von vielen Gemeinden im Landkreis, "aber einer muss ja mal anfangen", sagt Böltl. Im Rathaus wurden bereits Ideen gesammelt. Allein dort sind mehr Vorhaben zusammengekommen, als innerhalb eines Jahres realisiert werden können.

Neben den Veranstaltungen des Themenjahres hat das Rathaus noch weitere Pläne: Die Gemeinde will Teile des Kirchheimer Mooses renaturieren und spielt mit dem Gedanken, dort drei Auerochsen anzusiedeln. Sie sollen ein 30 000 Quadratmeter großes Areal beweiden und damit als natürliche Landschaftspfleger dienen. Auch im Rathaus selbst will man etwas verändern, zumindest im Kleinen: In Zukunft wird dort auf umweltfreundliches Papier gesetzt. Einer muss ja anfangen.

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Quelle:
SZ vom 31.01.2017
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