Süddeutsche Zeitung

Pullach:Stummer Verkäufer

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Jahrelang stand der Kiosk in Großhesselohe leer, weil sich kein Pächter gefunden hat. Jetzt zieht in die Holzhütte am Wöllnerplatz ein "Hofladenautomat" ein, an dem es Bioprodukte zu kaufen gibt.

Von Lisa Marie Wimmer, Pullach

Jahrelang steht der Kiosk am Wöllnerplatz in Großhesselohe schon leer. Die Suche nach neuen Pächtern verlief bisher erfolglos. Trotzdem zieht bald wieder Leben in den Kiosk ein - wenn auch nur ein elektrisches. Denn der Pullacher Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, dass der alte und leer stehende Kiosk mit einem sogenannten "Hofladenautomaten" ausgestattet wird. Sprich: In den Kiosk wird ein großer Lebensmittelautomat eingebaut, aus dem man rund um die Uhr regionale Bioprodukte einkaufen kann.

"Großhesselohe selbst hat aktuell, was Lebensmittel-Versorgung angeht, eine schwache Versorgung", sagt Pullachs zweiter Bürgermeister Andreas Most (Pullach Plus). Aktuell würden die Bewohner mit dem Auto in den Pullacher Süden oder nach Solln zum Einkaufen fahren, sagt er. "Natürlich wäre es schön, einen Kiosk mit lebenden Personen zu haben", so Most: "Aber es ist besser als nichts. Und die Art des Angebots passt sehr gut in die Gegend."

Betrieben wird der Doppelautomat von der Firma "Erntebox", die bereits Hofladenautomaten in Gräfelfing, Planegg und München betreibt. Auf ihrer Website werben sie mit ihrem "Wochenmarkt und Hofladen rund um die Uhr, mitten in der Stadt". Bestückt werden ihre Automaten mit Produkten der Betriebe Aichbachtaler Landgeflügel und der Käserei Johannesbrunn, beide aus dem Landkreis Landshut, sowie von der Firma Lieblings-Ei aus dem Mühldorfer Land. Neben Eiern, Käse und Wurst wird es in Großhesselohe unter anderem auch Nudeln, Müsliriegel, Marmelade, Tomatensoße oder Fertiggerichte zu kaufen geben. Der Doppelautomat soll von dem Betreiber mindestens zweimal wöchentlich aufgefüllt werden. Bezahlen soll mit EC-Karte oder Bargeld möglich sein.

Bevor der Automat aber 2024 kommt, muss der bestehende Kiosk erneuert werden. So ist etwa ein Umbau der Vorderwand notwendig, damit in diese der Doppelautomat integriert werden kann. Der Automat wird somit von außen bedienbar sein. Das Innere des Kiosks wird dann von der Gemeinde als Betriebsraum genutzt. Für Umbau und Reparaturarbeiten am Kiosk hat die Gemeinde 25 000 Euro im Haushalt 2024 vorgesehen.

"Rausgeworfenes Geld", wie Holger Ptacek, Fraktionssprecher der SPD im Pullacher Gemeinderat, findet. Er und sein Parteikollege hatten in der Sitzung gegen die Beschlussvorlage gestimmt. Nicht aber, weil sie die Neuausrichtung des Kiosks per se ablehnen, sondern weil sie keine Hoffnung sehen, so der SPD-Politiker. In den vergangenen 20 Jahren hätten "diverse Pächter angefangen und dann wieder aufgegeben, weil sie keine Geschäfte machen konnten", so Ptacek. Nach mehr als zwei Jahrzehnten habe sich erwiesen: "Es trägt sich nicht. Der Standort ist ungeeignet." Trotzdem würde sich die SPD freuen, wenn das Vorhaben wider Erwarten von Erfolg gekrönt ist und "es trotzdem klappt".

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