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Jazz-Tanz in Oberschleißheim:Emotionen, Grazie, Sieg

Lesezeit: 2 min

Die Tanzgruppe Jazz No. 1 des TSV Schleißheim tritt als Deutscher Meister im Showtanz am Wochenende bei der Europameisterschaft an. Die elf Frauen verfügen über jahrelange gemeinsame Erfahrung auf der Bühne.

Von Sara della Malva, Oberschleißheim

Die Musik ist sanft. Afrikanisch klingt sie, ein wenig melancholisch. Arme streichen sachte durch die Luft, greifen nach etwas scheinbar Unerreichbarem. Ein weicher Fall, gedehnte Körper, ein Sprung. Mit jeder Faser ihres Körpers vermitteln die elf Tänzerinnen ein Gefühl: Sehnsucht. Sie bewegen sich im Einklang - Synchronität in Perfektion. Beim Zuschauer hinterlässt das ein Gänsehautgefühl.

Die Jury bei der Deutschen Meisterschaft für Showtanz, die Ende Mai in Lindlar in Nordrhein-Westfalen ausgetragen worden war, hatte wohl auch Gänsehaut. Sicher ist: Sie war begeistert und belohnte den Auftritt der Tanzgruppe Jazz No.1 vom TSV Schleißheim mit dem ersten Platz in der Kategorie "Künstlerischer Tanz".

In zwei Kategorien waren die Jazz-Tänzerinnen angetreten: "Künstlerisch" und "Modern". "Beim Künstlerischen geht es um Technik. Fußposition, Haltung, Drehungen und Sprünge - all das wird genau begutachtet. Beim modernen Tanz geht es mehr um die Unterhaltung und die Show", sagt Anna Feldmeier, eine der Tänzerinnen. Ausgeführt hat die Tanzgruppe eine Choreografie, die Trainerin Gaby Armannsberger entwickelt hat. Schon ihre Mutter trainierte Jazz-Tanz, die Abteilung hat mittlerweile 180 Mitglieder.

In die Choreografien fließen viele Emotionen ein

2007 hat sie die Tanzgruppen des TSV Schleißheim von ihr übernommen. "Mir macht es Spaß, Wissen weiterzugeben. In die Choreografien gebe ich viel von mir selbst hinein - viele Emotionen", sagt Armannsberger. "Mir geht jedes Mal das Herz auf, wenn ich die Mädels tanzen sehe. Meine Gedanken werden dann real."

Neben dem ersten Platz in der Kategorie "Künstlerisch" hat sich JazzNo.1 den 4. Platz in der Kategorie "Modern" ertanzt. Die elf Frauen, die zwischen 18 und 30 Jahre alt sind, haben sich die Choreo selbst ausgedacht. Zusätzlich zum Training haben sich die Elf freitags getroffen und an diesem Tanz gefeilt. Manchmal war es schon Mitternacht, als sich die Tänzerinnen auf den Heimweg machten. "Wir haben alle Ideen in einen Topf geworfen und sie zu einem Tanz verarbeitet", erzählt Julia Feldmeier. Sie tanzt wie ihre Schwester auch schon seit ihrem dritten Lebensjahr. Auch das ist wohl ein Geheimnis ihres Erfolgs: Jahrelange Erfahrung. "Viele von uns trainieren schon seit sie klein sind miteinander. Wir teilen Erfolge und Misserfolge, das verbindet. Wir lieben das Tanzen und sind wie eine kleine Familie", sagt Liza Sauermann.

Nun freut sich die Gruppe auf den nächsten Wettkampf: die Europameisterschaft. Diese findet am 10. und 11. Juni in der Nähe von Aachen statt. Das Ziel ist klar: "Wir wissen, was wir können, und wir kennen die Konkurrenz. Der künstlerische Tanz ist unsere große Stärke", sagt Sauermann. Es wird also spannend, wenn die Elf in ihre bordeaux-roten Bodys mit langen Röcken schlüpfen.

Bleibt nur noch ein Hindernis zu überwinden. Im vergangenen Jahr schnappten sich die Ungarn den Pokal bei den Europameisterschaften, vor Schleißheim. Vielleicht ist es ja diesmal umgekehrt?

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Quelle:
SZ vom 08.06.2017
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