Süddeutsche Zeitung

Ismaning:Angst im Vorgarten

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Nachbarn einer Flüchtlingsunterkunft beklagen ungebetenen Besuch. Landratsamt verspricht Aufklärung

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Der Aussiedlerhof der Familie Eisenreich liegt im östlichen Außenbereich der Gemeinde Ismaning, an der Mayerbacherstraße zwischen Feldern und Äckern. Seit 17 Jahren betreibt Emanuel Eisenreich dort seine Hausmeisterei, neben dem Betrieb steht das Wohnhaus, in dem Eisenreich mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern lebt. Vor gut einem Jahr bekamen die Eisenreichs neue Nachbarn. Auf einem Nachbargrundstück an der Mayerbacherstraße ließ das Landratsamt Holzhäuser der Firma Feel Home für Asylbewerber errichten. Aktuell wohnen dort 183 junge Männer.

Anfangs sei das gar kein Problem gewesen, sagt Emanuel Eisenreich. Im April aber habe er, als er spätabends von einer Veranstaltung nach Hause kam, eine Gruppe von ihm unbekannten Männern überrascht, die er als Bewohner der nahen Unterkunft ausmachte, die sich im Vorgarten der Familie aufhielten. Als diese den Hausherrn bemerkten, seien sie weggelaufen, berichtet Eisenreich. Er verständigte die örtliche Polizeidienststelle. Als diese eintraf, konnte sie jedoch niemanden mehr auf dem Privatgrund feststellen. Anfang September sei es nun wiederum zu einem ähnlichen Vorfall gekommen, sagt Eisenreich. Als er gegen halb zwei Uhr nachts zu seinem Anwesen gekommen sei, habe sich im Vorgarten eine größere Männergruppe aufgehalten. Der Vorgarten ist von einem etwa 1,70 Meter hohen Zaun umgeben.

Durch diese Vorkommnisse fühlt sich die Familie verunsichert. Eisenreich sagt, er sorge sich um die Sicherheit seiner Frau und seiner Kinder, wenn er nicht zuhause sei. Nach Dienstschluss verlassen die 25 Betriebsmitarbeiter den Hof, viele Nachbarn hat die Familie nicht. Gerade im Hinblick auf die Herbst- und Winterzeit, in der es früh dunkel wird, fühlt sich die Familie in dieser Situation nicht wohl. "Es ist uns natürlich ein großes Anliegen, dass zwischen den Anliegern und den Bewohnern der Unterkunft gute Nachbarschaft besteht", sagt Christine Spiegel, die Sprecherin des Landratsamts. Allerdings habe die Behörde erst durch einen Medienbericht von den Sorgen der Familie erfahren. Spiegel appelliert an alle Anwohner, sich bei Problemen direkt ans Landratsamt zu wenden. Unter der Telefonnummer 089/62 21 18 00 sind die Mitarbeiter der Abteilung Asyl zu erreichen. "Wir nehmen solche Hinweise sehr ernst", sagt Spiegel. Bislang habe man gemeinsam immer eine gute Lösung finden können.

Auch Adel Youkhanna, Sozialbetreuer der Caritas und Koordinator des Ismaninger Helferkreises, will das Gespräch mit der Familie suchen, um die Vorwürfe aufzuklären. "Es steht außer Frage, dass sich alle an die Gesetze halten müssen", stellt er grundsätzlich klar. Er bedauert allerdings, dass sich die Familie nicht direkt mit dem Sozialbetreuer-Team der Unterkunft in Verbindung gesetzt hat. Zwei Mitarbeiter sind von Montag bis Freitag im Büro in der Unterkunft. Außerdem gibt es einen Sicherheitsdienst, drei Personen arbeiten dort rund um die Uhr. Die Security und die Sozialberater seien bei Problemen jederzeit ansprechbar, sagt Youkhanna.

Auch Bürgermeister Alexander Greulich (SPD) versichert, die Gemeinde wolle vermitteln und sich für ein gutes Zusammenleben der Nachbarparteien einsetzen. Nach einem Gespräch mit dem Bürgermeister und einer Mitarbeiterin des Landratsamts zeigt sich Eisenreich am Freitag optimistisch, dass sich die Situation nun verbessert.

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Quelle:
SZ vom 16.09.2017
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