Süddeutsche Zeitung

Hohenbrunn:Planer versprechen "harmonischen Ortsteil"

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Bei einer Diskussionsveranstaltung zum neuen Wohngebiet "Westlich der Bahn" mit Schulen sagt ein Sprecher des Grundeigentümers ein behutsames Vorgehen zu. Der Gemeinderat ist sich einig: Die Sportfläche muss kleiner werden

Von Stefan Galler, Hohenbrunn

Sie nehmen diesen Aspekt offensichtlich sehr ernst, die Entscheidungsträger der Gemeinde Hohenbrunn. Und deshalb steht die Bürgerbeteiligung bei der Entwicklung des neuen Wohngebiets "Westlich der Bahn" plus Realschule und Montessorischule in diesen Tagen absolut im Mittelpunkt. Am frühen Montagabend konnten Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) und seine beiden Stellvertreterinnen Anke Lunemann (Grüne) und Regina Wenzel (SPD) zumindest mit 60 Personen im Stadl im Muna-Gewerbegebiet über die Pläne diskutieren - mehr durften wegen der Hygiene-Richtlinien in Pandemiezeiten nicht rein.

Zunächst gab es einen knapp zweistündigen Informationsteil, in dessen Verlauf auch Sebastian Kuhlen von der Firma Dibag Industriebau als Vertreter des Grundeigentümers, der Doblinger-Unternehmensgruppe, zu Wort kam. Er betonte die "Planungshoheit der Gemeinde", sagte aber auch, man sei ein "professioneller Entwickler, aber auch Bestandshalter". Man werde nicht alle Wohneinheiten veräußern, sich also "nicht aus dem Staub machen", sondern langfristig Partner der Gemeinde bleiben.

Was die beiden schon in der Frühphase der Ortsentwicklung besonders kontrovers diskutierten Punkte - den Eingriff in die Natur und das befürchtete enorme Wachstum der Gemeinde - angeht, so beteuerte Kuhlen einerseits, es werde nur soweit bebaut, wie es "ökologisch vertretbar" sei. "Es funktioniert natürlich nicht, dort nur ein Haus zu bauen", so der Prokurist, es müsse ein "harmonischer Ortsteil" entstehen, die Entwicklung müsse "behutsam" vor sich gehen.

Fragen aus dem Publikum ließ Kuhlen aus Termingründen nicht zu, diese könnten aber jederzeit unter ortsentwicklung@hohenbrunn.de per E-Mail eingereicht werden. Außerdem steht ja bereits diesen Samstag, ebenfalls im Hohenbrunner Stadl, zwischen 10 und 13 Uhr eine "Ideenwerkstatt" für die Bürger auf dem Programm. "Seien Sie Teil der Planung, bringen Sie sich ein!", sagte Bürgermeister Straßmair.

Im Lauf der rund einstündigen Fragerunde am Montag haben das bereits einige der Anwesenden getan. Die Fragen drehten sich vor allem immer wieder um die Sukzessionsfläche nördlich der B 471, auf der in einem ersten Entwurf auf 23 500 Quadratmetern die Freisportflächen für die Real- und Montessorischule vorgesehen waren. Die Zweite Bürgermeisterin Anke Lunemann äußerte sich dazu im Laufe der Informationsveranstaltung ziemlich deutlich: "Wir sind uns intern schon sehr einig: Die Sportfläche soll kleiner werden, nun stellt sich noch die Frage: Wo soll sie hin?" Man müsse aber die derzeit laufende Kartierung der Biotope abwarten. Die Untersuchung soll möglichst genau identifizieren, welche schützenswerten Arten auf der Fläche beheimatet sind.

Beunruhigt äußerten sich einige der Anwesenden auch zu den kursierenden Prognosen, was die Zahl der Neubürger in dem geplanten Wohngebiet angeht. Die Zahl 1000 sei "völlig aus der Luft gegriffen", sagte Straßmair. "Wir können aber auch nicht von 200 bis 300 reden." Bis 1000 sei "alles drin", Details würden Bürger und Gemeinderat entscheiden. "100 Neubürger im Jahr, was etwas weniger als einem Prozent Steigerung angeht, halte ich für gesund. Also wären auch 500 Bürger in fünf Jahren noch gesund", so der Rathauschef.

Eine weitere Anfrage betraf den Standort der Schule, die laut der ersten Planung vom S-Bahnhof aus nicht nur durch Bahngleise, sondern auch durch die Bundesstraße B 471 getrennt ist. Der Anregung aus Reihen der Bürger, die Schule direkt westlich des Bahnhofs, also ein Stück südlich im Vergleich zum bisherigen Entwurf zu errichten, erteilte Straßmair jedoch eine Absage: "Wir planen diesen Bereich derzeit nicht", sagte er und begründete das mit der Problematik, in diesem Fall auch Überlegungen über eine mögliche Umgehungsstraße und über eine Neustrukturierung des Bahnhofs einfließen lassen zu müssen. Das wäre schlicht eine Überforderung.

Weil die Zeit dränge, um die Realschule möglichst schnell, - im Idealfall bereits im Herbst 2025 -, in Betrieb nehmen zu können, müsse man sich nun auf das vorgesehene Gebiet und die dort vorgesehenen Bereiche Schule und Wohnen konzentrieren. "Wir würden am Herzen von Hohenbrunn arbeiten." Das sei aus Zeitgründen nicht möglich.

Denn der Plan ist dicht gedrängt: Der Architektenwettbewerb soll 2022 über die Bühne gehen, dann starten Detailplanungen und Genehmigungsphase. Die Bauarbeiten sollen Anfang 2024 beginnen.

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Quelle:
SZ vom 14.07.2021
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