Süddeutsche Zeitung

Hohenbrunn:Islamischer Kulturverein muss weichen

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Gemeinde erteilt Umbauplänen für alte Polizeidienststelle in Riemerling eine Absage

Von Stefan Galler, Hohenbrunn

Fast zwei Jahre ist es her, dass die Polizeiinspektion 28 ihre Räumlichkeiten gewechselt hat und von der Robert-Bosch-Straße in Riemerling an den Haidgraben in Ottobrunn umgezogen ist. Noch immer ist keine dauerhafte Lösung für die ehemalige Dienststelle gefunden, zuletzt hat der Bauausschuss der Gemeinde Hohenbrunn den Umbau der Räumlichkeiten in ein Vereinsheim abgelehnt.

Dass es sich bei dem Klub, der das Gebäude derzeit mietet, um den deutsch-islamischen Kulturverein Kasrik handelt, habe bei der Bewertung keine Rolle gespielt, sagt Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU): "Wir behandeln alle Leute gleich. In diesem Fall hat einfach das, was sie dort vorhaben, nicht zur Lage der Immobilie gepasst."

Der Rathauschef zielt darauf ab, dass sich die Aktivitäten des Vereins vor allem am Wochenende abspielen, weshalb es an dieser Stelle, die genau an der Grenze zwischen Wohn- und Gewerbegebiet liegt, zu einer Lärm- und Verkehrsbelastung der Anwohner kommen würde. "Die Menschen dort leiden die ganze Woche unter dem Gewerbeverkehr, wenn nun auch noch am Wochenende ständig Autos kommen und wieder wegfahren und alles zugeparkt ist, dann müssen Verwaltung und Gemeinderat hier einfach nein sagen."

Dabei gehe es überhaupt nicht darum, dass Muslime ihre Religion praktizierten. "Die Leute haben sich auf der Bürgerversammlung bereits vorgestellt. Die sind sehr bemüht und freundlich. Aber wir können hier keine Ausnahme machen, sonst schaffen wir einen Präzedenzfall", so Straßmair. Das Problem sei, dass in den Räumlichkeiten neben Gebeten auch Nachhilfestunden und sogar Einkaufsmöglichkeiten angeboten werden sollten. Und damit würde eben ständig Bewegung herrschen.

Der Verein gibt an, dass im Schnitt zwischen 30 und 40 Menschen täglich das Gebäude nutzen würden. Im Gemeinderat gibt es die Befürchtung, dass es dabei nach einem Umbau nicht bleiben würde. Es sei für die Anwohner schon belastend gewesen, als dort noch das Polizeirevier gewesen ist. Doch weiterer Verkehr würde die Robert-Bosch-Straße und das Wohngebiet gegenüber an die Belastungsgrenze bringen.

Nachdem die Baugenehmigung vom Bauausschuss nicht erteilt worden ist, liegt es nun am Landratsamt zu entscheiden, was passiert. Sollte auch von dort ein Veto kommen, muss sich der Verein eine neue Bleibe suchen. Diese könne gerne im Gewerbegebiet sein, nur eben nicht an dieser Stelle, heißt es aus den Reihen der Kommunalpolitiker.

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Quelle:
SZ vom 29.06.2020
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