Süddeutsche Zeitung

Hohenbrunn:Grüner Deckel auf der Unterführung

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Hohenbrunn lässt Lärmschutzmaßnahmen an der Luitpoldstraße prüfen

Von Stefan Galler, Hohenbrunn

Die Bürgermeisterin von Höhenkirchen-Siegertsbrunn ist wild entschlossen: Die Unterführung der S-Bahnstrecke an der Luitpoldstraße in unmittelbarer Nähe zur Station Wächterhof soll ausgebaut werden, um die Durchfahrt von Lastwagen zu ermöglichen - das betont Ursula Mayer (CSU) immer wieder. Dementsprechend hat die Gemeinde genau dies auch bereits beim Straßenbaulastträger, dem Landkreis München, offiziell beantragt. Hintergrund ist das seit Jahren umkämpfte Gewerbegebiet Am Hart, das nun endlich südlich der Luitpoldstraße entstehen soll. In Höhenkirchen-Siegertsbrunn hofft man durch die Verbreiterung der Unterführung auf eine Entlastung vom Schwerlastverkehr.

Da die Anwohner unmittelbar nördlich der Luitpoldstraße jedoch Hohenbrunner sind, regt sich in der Nachbargemeinde erheblicher Widerstand gegen die Ausbaupläne. Mittlerweile hat der Hohenbrunner Gemeinderat ein Gutachten in Auftrag gegeben, das herausfinden soll, wie die Bürger vor den zu erwartenden Lärmemissionen am besten geschützt werden können.

Zuletzt war die Kontroverse um den Ausbau der S-Bahnunterführung auch Thema beim Lesercafé gewesen, zu dem die SZ Ende Juni in Ottobrunn eingeladen hatte. Dort trafen Hohenbrunns Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) sowie die Gemeinderäte Andreas Schlick (ÜWG-FW/Bürgerforum) und Wolfgang Schmidhuber (Grüne) auf die Höhenkirchner Rathauschefin Ursula Mayer. Und diese machte klar, dass der Lärmschutz aus ihrer Sicht ihre Gemeinde nicht betreffe und sie auch nicht vorhabe, sich an den Kosten für die Maßnahmen zu beteiligen.

Straßmair möchte die ziemlich kompromisslose Haltung der Amtskollegin nicht überbewerten: "Frau Mayer hat ihre eigene Art, aber wir sind bislang noch immer zu Lösungen gekommen, mal schauen, ob wir uns auch diesmal einigen können."

Zunächst aber soll mit einer Situationsanalyse ermittelt werden, ob die Verbreiterung der Durchfahrt tatsächlich ratsam ist und im zweiten Schritt mögliche Lärmschutzmaßnahmen (Tieferlegung mit und ohne Grundstückserwerb oder Lärmschutzwand) geprüft werden. Dafür sprach sich zuletzt der Gemeinderat einstimmig aus. Straßmair betont, dass er nicht "kategorisch nein" sage zum Ausbau der Unterführung. "Aber ein Ja gibt es eben nur, wenn der optimale Lärmschutz gewährt ist." Man wolle diesbezüglich jedenfalls "einen großen Wurf", nicht etwa lediglich eine Absenkung um ein paar Zentimeter.

Der ursprüngliche Antrag im Hohenbrunner Gemeinderat, den Lärmschutz prüfen zu lassen, war von der CSU-Fraktion gekommen. Allerdings hatte sich auch die Fraktion ÜWG-FW/Bürgerforum intensiv mit der Thematik beschäftigt und brachte einen Zusatz ins Spiel, der dann vom Gremium ebenfalls einstimmig angenommen wurde: Analog zu einem ähnlichen Unterführungsbauwerk in Warngau bei Rosenheim solle eine Tieferlegung mit einer Deckplatte beziehungsweise Grünbrücke überprüft werden und einen wesentlichen Aspekt der Machbarkeitsstudie darstellen, wie Andreas Schlick forderte. "Gerade das ist wichtig für die Anwohner der Luitpoldsiedlung. Mit einer solchen Maßnahme wären Schmutz und Lärm erträglicher", so der ehemalige Bürgermeisterkandidat. Die Kosten belaufen sich bei der 900 Meter langen Strecke in Warngau auf etwa 6,5 Millionen Euro, dort wird die Unterführung im November 2017 fertiggestellt.

Bürgermeister Straßmair hofft nun, dass die Ergebnisse der Studie bald vorliegen. "Wäre schön, wenn wir dieses Jahr noch etwas sehen", sagt er. Und er hofft beim drohenden Streit um die Übernahme der Kosten für den Lärmschutz auf den Landkreis und Landrat Christoph Göbel (CSU): "Ich glaube daran, dass es hier eine neutrale, einvernehmliche Lösung geben kann."

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Quelle:
SZ vom 22.07.2017
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