Süddeutsche Zeitung

Hachinger Tal:"Das ist mehr so ein Alibi-Ding"

Lesezeit: 2 Min.

Eine Diskussion der SPD offenbart: Die Verkehrsprobleme lassen sich nicht einfach lösen

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Zu Beginn des Abends wird es dunkel im Kultur- und Kongresszentrum, im nächsten Moment kreisen bunte Lichtpunkte wie von einer Discokugel durch den Saal, und aus den Lautsprechern dröhnt die Melodie von "Let Me Entertain You". Dabei geht es bei der Podiumsdiskussion der SPD-Ortsvereine im Hachinger Tal um das leidige Thema Verkehr.

Wobei die rund 60 Besucher in den folgenden 90 Minuten durchaus unterhalten werden. Moderator Matteo Dolce lässt nicht nur immer wieder launige Einspieler über die Leinwand flimmern, der Chef der Taufkirchner SPD führt auch gekonnt und kurzweilig durch die Diskussion mit seinen Parteikollegen Wolfgang Panzer (Unterhaching), Alfred Widmann (Taufkirchen) und Margit Markl (Oberhaching). Allein Dolces Ankündigung zu Beginn, man werde nicht nur Fragen stellen, sondern auch Lösungen finden, erweist sich als etwas zu hoch gegriffen. Vielmehr müssen die Politiker an mehreren Stellen einräumen, dass sie mit ihrem Tun an Grenzen stoßen - allen voran bei einem Dauerärgernis im Hachinger Tal, dem Lärm durch die Giesinger Autobahn.

Bei der nächsten Gemeinderatssitzung, kündigt Unterhachings Bürgermeister Panzer an, werde man entscheiden, ob man zehn Millionen Euro für einen Lärmschutzwall an der A 995 ausgeben wolle. Nachdem sich in zwei Ausschüssen eine große Mehrheit dagegen ausgesprochen hat, ist davon auszugehen, dass auch der Gemeinderat ablehnt. Und dann? "Es gibt zwei Komponenten, die ich für sinnvoll halte", sagt Panzer. Zum einen solle der angrenzende Wald aufgeforstet werden, um Lärm zu schlucken; zum anderen brauche es auch tagsüber ein Tempolimit. Um dieses zu erreichen, werde er im Januar mit dem Taufkirchner Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) eine Petition im Landtag einreichen, kündigt Panzer an - wohl wissend, dass man mit diesem Anliegen bisher ins Leere gelaufen ist.

Mehr Spielräume haben die Kommunen beim Thema Radverkehr, jedoch mangelt es hier oft an gemeindeübergreifenden Plänen, wie jeder Besucher dieses Abends weiß, der mit dem Rad aus Unter- oder Oberhaching gekommen ist - so wie Margit Markl. "Da endet man in Potzham irgendwo auf der Straße", sagt die Gemeinde- und Kreisrätin. "Mich stört es, dass Radfahrer oft einen Umweg in Kauf nehmen müssen, wenn sie sicher ans Ziel kommen wollen." In Taufkirchen erhoffe man sich derweil neue Impulse von einem Radverkehrskonzept, das die Gemeinde in Auftrag gegeben habe, berichtet der dortige Zweite Bürgermeister Widmann. Vom geplanten Radschnellweg durch den Perlacher Forst hält er indes wenig: "Das ist mehr so ein Alibi-Ding, weil die im Norden auch einen bekommen haben." In diesem Punkt widerspricht ihm sein Parteifreund Panzer: "Ich halte das für sinnvoll, weil dieser Weg ja schon da ist." Jedoch drohe man hier, wie so oft beim Thema Radverkehr, an übergeordneten Behörden und der Bürokratie zu scheitern. Der Unterhachinger Bürgermeister plädiert daher für ein Fahrradgesetz.

Geregelt werden müsse auch die MVV-Tarifreform - da sind sich die drei SPDler einig. Da Oberhaching in deren Folge wohl zur M-Zone gehören wird - "wahrscheinlich geht's sogar bis Sauerlach raus", mutmaßt Panzer - erhofft sich Alfred Widmann eine Entspannung bei den notorisch überfüllten Parkplätzen am Taufkirchner Bahnhof. Wobei Margit Markl zu bedenken gibt, dass in Deisenhofen die Parkplätze ebenfalls knapp seien. Die Oberhachingerin ist nach diesem Abend übrigens die einzige, die sich für den Heimweg aufs Fahrrad schwingt. Wolfgang Panzer und Alfred Widmann hingegen steigen trotz der kurzen Strecke ins Auto - was man als letzten Fingerzeig verstehen kann: In puncto Verkehr im Hachinger Tal gibt's noch viel zu tun.

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Quelle:
SZ vom 15.11.2018
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