Süddeutsche Zeitung

Rathaus Haar:Jetzt ist völlige Transparenz gefragt

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Um den Verdacht der Spezlwirtschaft auszuräumen, muss Haars Bürgermeister in Sachen Wohnungsvergabe reinen Tisch machen.

Von Bernhard Lohr, Haar

In Haar steht ein ungeheuerlicher und keineswegs erwiesener Vorwurf im Raum: der Verdacht der Spezlwirtschaft. Seit Monaten wird hinter vorgehaltener Hand über die Vergabe einer Wohnung an einen ortsbekannten Gastronom geredet. Das nährt den Verdacht, dass es nicht korrekt zugeht im Rathaus, und schadet der Glaubwürdigkeit der Politik. Auch wenn der Verdacht im Moment überhaupt nicht belegt ist und die Unschuldsvermutung gilt.

Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) bleibt dennoch nichts anderes, als die Flucht nach vorne anzutreten. Er muss den Vorgang so weit wie möglich aufklären und absolute Transparenz über die Vergabe von kommunalen, vergünstigten Wohnungen schaffen. Dabei sind zwei Dinge klar: Bei der Aufklärung ist der Bürgermeister nicht sehr weit gekommen, seit die SPD die Angelegenheit am Dienstag mit einem Antrag im Gemeinderat auf den Tisch brachte. Und Bukowski hat die Misere nicht alleine zu verantworten.

Denn schon unter seiner SPD-Vorgängerin wurde bei der Vergabe der begehrten kommunalen Wohnungen immer wieder der Ruf laut, da sei etwas nicht korrekt gelaufen. Das lässt sich sicher nicht ganz verhindern. Der Wohnungsmarkt ist hart umkämpft. Es bleiben immer Enttäuschte zurück. Eine Aufklärung wird zudem dem Rathaus dadurch erschwert, dass bei Wohnungsvergaben Persönlichkeitsrechte gewahrt werden müssen. Aber es zeigt sich jetzt, dass ein Grundübel in Haar länger besteht: Es fehlt an Transparenz im Vorfeld. Erst dadurch kommt es zu Spekulationen und Verdächtigungen. Die Vergabekriterien müssen daher dringend für alle leicht einsehbar öffentlich gemacht werden. Das will der Bürgermeister jetzt nachholen.

Aber das wird in der jetzigen Situation nicht reichen. Zu bizarr ist der Fall. Da bekommt eine Familie, die in Haar als gut situiert gilt und ein PS-starkes Auto fährt, eine vergünstige Wohnung von der Gemeinde. Wenn diese Familie berechtigt ist für einen Zuschlag, - und daran gibt es im Moment keine begründeten Zweifel -, dann zeigt das, wie sehr der Wohnungsmarkt aus dem Gleichgewicht geraten ist. Vielleicht stimmt auch mit den Vergabekriterien etwas nicht. Das Thema bleibt auf der Tagesordnung.

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