Süddeutsche Zeitung

Haar:Drastischer Anstieg der Kita-Gebühren

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Die "Kita Haar gGmbH" verlangt wegen angespannter Finanzen bis zu 150 Prozent mehr für die Betreuung. Das Rathaus sucht nach einer Lösung.

Von Bernhard Lohr, Haar

Etliche Haarer Eltern mit kleinen Kindern hat am Donnerstag eine Hiobsbotschaft erreicht. Die Kita Haar gGmbH, die in der Gemeinde vier Einrichtungen betreibt, hat angekündigt, zum 1. Juli ihre Gebühren kräftig anzuheben. Der Krippenplatz verteuert sich um 50 bis 60 Prozent und der Platz in einer Kindergartengruppe um bis zu 150 Prozent. Die Geschäftsführung des Unternehmens, das trotz des Namens mit der Gemeinde nichts direkt zu tun hat, begründet den harten Schritt mit der angespannten finanziellen Lage. "Uns blieb nichts anderes übrig, um die Einrichtungen zu erhalten und unsere pädagogische Arbeit fortzuführen."

Derzeit wird am Ort intensiv diskutiert, wie es hat passieren können, dass Eltern mit solch einer Kostenexplosion konfrontiert werden. Schließlich steckt die Gemeinde viel Geld in die Kinderbetreuung, auch um bei Trägern Defizite auszugleichen. Das Ziel ist dabei immer, in den unterschiedlichen Einrichtungen vergleichbare Gebührensätze zu haben. Der Gemeinderat hat soeben erst beschlossen, in allen gemeindlichen Kindertageseinrichtungen und den mit der Gemeinde kooperierenden Einrichtungen die Gebühren um drei Prozent zum 1. September zu erhöhen. Die Gebühren für Krippenkinder bleiben unverändert.

Die Gemeinde habe keine Mittel gekürzt, heißt es vom Rathaus

Vom Rathaus heißt es nun auf Anfrage, man sei selbst "vom Zeitpunkt und dem Ausmaß" der Erhöhung bei der Kita Haar gGmbH überrascht worden. "Die Kita Haar gGmbH hat in der Vergangenheit den Abschluss des Kooperationsvertrages, wie ihn zahlreiche private Träger mit der Gemeinde haben, abgelehnt." Mangels vertraglicher Grundlage habe der Träger für das Jahr 2023 keine Mittel beantragt. Die Gemeinde habe dem privaten Träger weder die finanzielle Unterstützung gekürzt noch gestrichen.

Rebecca Hempen, eine Geschäftsführerin der "Kita Haar", sagt, die finanzielle Lage habe sich in den vergangenen Jahren durch die Pandemie, die Beendigung von einigen Förderprogrammen des Bundes und die Preissteigerungen mehr und mehr angespannt. "Unsere Rücklagen sind nun aufgebraucht." Man habe "im Sinne der Kinder, deren Familien und unseren Mitarbeiter:innen gehandelt, auch wenn es eine sehr schwierige Entscheidung für uns war", teilt sie mit.

Die Gemeinde steht mit dem Kita-Betreiber im Kontakt und kündigt an, sich zeitnah um weitere Gespräche zu bemühen. Das Rathaus stehe bereit, mit allen Beteiligten eine Lösung im Sinne der Eltern und ihrer Kinder zu finden. Allerdings sei man nicht in der Lage, "einem privaten Träger ohne bestehenden Kooperationsvertrag kurzfristig in beträchtlicher Höhe unter die Arme zu greifen". Auch über die mangelhafte Kommunikation will man reden.

Das hält die SPD im Gemeinderat auch für bitter nötig. Und zwar, was den Austausch mit den Gemeinderäten angeht. SPD-Fraktionschef Thomas Fäth wurde wie die Eltern überrumpelt. Er sagt, dass die Verwaltung offenkundig seit einiger Zeit mit dem Träger verhandelt habe, ohne den Gemeinderat einzubinden. Selbst auf telefonische Anfrage im Rathaus habe er "keine weitergehenden Auskünfte erhalten", sagt Fäth. Man wolle prüfen, was Gemeinderäte wissen dürften, habe man ihm gesagt. Dies sei ein "nicht tragbar".

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