Süddeutsche Zeitung

Garching:Stadt kappt Kamin am Römerhof

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Der 22 Meter hohe Schornstein ist baufällig. Weil eine Sanierung teuer wäre, soll das 120 Jahre alte Relikt einer Brennerei aus dem Stadtbild verschwinden.

Von Irmengard Gnau, Garching

Der Kamin am Römerhof in Garching wird nicht mehr lange so prominent wie gewohnt in die Höhe ragen. Der Bauausschuss des Stadtrats hat beschlossen, das mehr als hundert Jahre alte Mauerwerk zu kappen. Damit soll die Gefahr gebannt werden, dass Menschen durch herabfallende Ziegelsteine verletzt werden.

Der Kamin ist insgesamt 22 hoch, 18 Meter davon ragen über das Gebäudeensemble des Römerhofs in die Luft. Eine Untersuchung im vergangenen Jahr hat ergeben, dass die Ziegel und Fugen zum Teil in einem schlechten Zustand sind. Damals wurde der Kamin eingerüstet und von den Schlingpflanzen befreit, die den unteren Teil umwachsen hatten.

Dabei stellte sich heraus, dass einige Mörtelfugen im Mauerwerk locker waren und bis zu 15 Zentimeter tief abbröckelten; einige Steine lagen laut Bericht der Rathausverwaltung komplett frei. Im unteren Bereich des Kamins waren die Ziegel außerdem stellenweise stark verwittert und porös. In diesem Zustand sei der Kamin ein "Gefahrenobjekt", sagte Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) im Bauausschuss. Bei einem Sturm drohe der Kamin den Garchingern "um die Ohren zu fliegen".

Um das Bauwerk zu sanieren, müsste die Stadt wohl einiges an Geld in die Hand nehmen. Die Untersuchung von 2022 kommt zu dem Schluss, dass alle schadhaften Steine ausgewechselt und die Fugen komplett erneuert werden müssten, zudem müsste man das Fundament näher in Augenschein nehmen, um die Standfestigkeit bestätigen zu können. Allein das Verfugen würde 45 000 Euro kosten. "Ist es uns das wirklich wert, für einen stillgelegten Kamin?", fragte Gruchmann.

Der Römerhof ist eines der ältesten Gebäude Garchings, seine Geschichte reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Der Kamin wurde um 1900 errichtet, als die damaligen Besitzer am Römerhof eine Brennerei einrichteten. 1971 kaufte die Kommune den Hof und baute die Gebäude teilweise um beziehungsweise neu. Als Anfang der Neunzigerjahre der Ostflügel für Musikschule und Theater errichtet wurde, entschied man, den alten Brennerei-Kamin stehen zu lassen.

Dass dieser nun aus dem Ortsbild verschwinden soll, bedauert Ortschronist Michael Müller. Er nimmt die Entscheidung der Stadt zum Anlass, seine Forderung nach einem Sanierungskonzept für den Römerhof zu erneuern: "Wir brauchen einen Plan, um dieses Ensemble für die Zukunft zu erhalten. Und wir dürfen nicht mehr zu lange warten."

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