Süddeutsche Zeitung

Garching:Neuer Brennstoff für den Reaktor

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Forscher arbeiten an Alternative zu hochangereichertem Uran

Wird der Forschungsreaktor München II (FRM II) in Garching in absehbarer Zeit auf niedriger angereichertes Uran umgerüstet? Wie es in einer Pressemitteilung der Technischen Universität München (TU) heißt, gibt es Fortschritte bei der Herstellung eines Brennstoffs mit monolithischem Uran-Molybdän (U-Mo) mit einer Anreicherung von 19,75 Prozent. Die ersten Prototypen würden Anfang 2021 hergestellt und sollen 2022 bereits in Produktion gehen.

Die Forschung ist ein gemeinsames europäisches Projekt, an dem französische und belgische Wissenschaftler, der französische Brennelemente-Fertiger Framatome und die TU beteiligt sind. Geplant ist, eine Pilot-Fertigungslinie in Romans-sur-Isère in Frankreich aufzubauen, wo auch die Brennstoffplatten für Bestrahlungsversuche hergestellt würden. In dem beteiligten Projektteam aus sechs Spezialisten arbeiten auch ein Ingenieur und ein Doktorand der TU mit. Erste Ergebnisse erwartet die TU für 2022. Der wissenschaftliche Direktor des FRM II, Peter Müller-Buschbaum, wertet die Entwicklung des Brennstoffs als "großen Schritt nach vorne" mit weltweiter Bedeutung. Dieser neue Brennstoff würde Forschungsreaktoren die Möglichkeit zur Umrüstung eröffnen. Sobald dieser Brennstoff mit niedriger angereichertem Uran qualifiziert und industriell verfügbar sei, könnten Forschungsreaktoren wie der FRM II mit der Umrüstung beginnen, heißt es in der Mitteilung.

Momentan arbeitet der Forschungsreaktor der TU mit hochangereichertem Uran mit 93 Prozent, das international als waffenfähig gilt. Dies ist ein besonderer Streitpunkt, weil in der Genehmigung des FRM II festgelegt ist, dass eine Umrüstung auf niedriger angereichertes Uran bis 2010 hätte stattfinden müssen. Später wurde die Frist noch einmal bis 2018 verlängert. Mehrere Organisationen wie der Bund Naturschutz, das Münchner Umweltinstitut und auch die Landtagsfraktion der Grünen halten wegen der Nutzung von hochangereichertem Uran den Betrieb des FRM II für illegal. Vom Forschungsreaktor hieß es dagegen stets, bisher fehle ein geeigneter niedriger angereicherter Brennstoff.

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Quelle:
SZ vom 06.05.2020 / pa
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