Süddeutsche Zeitung

Garching:Gestank im Zehn-Minuten-Takt

Lesezeit: 2 min

Die Grünen beklagen die anhaltende Geruchsbelästigung durch die U-Bahn am Helmut-Karl-Platz in Garching. Sie ist durch die Taktverdichtung schlimmer geworden.

Von Gudrun Passarge, Garching

Die Grünen planen erneut eine Unterschriftenaktion zum Garchinger Helmut-Karl-Platz. Diesmal geht es nicht um Lieferverkehr, sondern um den Geruch, der aus dem U-Bahn-Tunnel kommt. "Am Helmut-Karl-Platz-stinkt's, ein kaputtes Rolltor bringt die Wahrheit ans Licht", ist die Pressemitteilung dazu überschrieben. Bei einem Termin in der Eisdiele seien die Teilnehmer von einem "grauseligen Gestank überrascht" worden, "jede U-Bahn schob einen stinkenden Luftschwall auf den Platz und dann in Richtung Eisdiele - die giftigen Ausdünstungen der Schienenschwellen".

Weil eines der Rolltore derzeit defekt sei, ziehe der Gestank momentan in Richtung Eisdiele und indisches Restaurant und nicht mehr zu den Bewohnern des Bürgerplatzes, die darüber nicht unglücklich seien, wie eine Frau den Grünen bei dem Termin mitteilte. Das Problem sei seit Jahren ungelöst, schreiben die Grünen in ihrer Pressemitteilung, "die Anwohner leiden".

Klaus Zettl, Leiter des Garchinger Bauamts, sagt dazu, das Rolltor werde bald repariert werden. Dazu müsse ein neuer Motor für den Torantrieb in der Decke verbaut werden, was offensichtlich eine aufwendigere Reparatur darstellt. Er stehe mit der MVG in Kontakt und werde in Kürze den genauen Termin für die Arbeiten erfahren. Zettl hält es durchaus für möglich, dass sich die Luftzirkulation verändert hat, dadurch, dass das eine Tor momentan geschlossen bleibe. Doch von Beschwerden und verstärkten Geruchsbelästigungen sei ihm nichts bekannt.

Gesundheitsgefahr besteht laut Helmholtz-Zentrum nicht

Die Probleme mit den Ausdünstungen sind nicht neu. Sie rühren von der Imprägnierung der Holzschwellen her. Es handele sich um marktübliche Holzschwellen, die auch in München verbaut seien, sagt Zettl. Die Stadt hat bereits 2010 ein Gutachten beim Helmholtz-Zentrum in Auftrag gegeben, dazu wurden auch lufthygienische Messungen vorgenommen, wie Zettl berichtet. Das Ergebnis des Gutachtens war, dass keine gesundheitlichen Risiken bestehen. Durch den Zehn-Minuten-Takt gebe es inzwischen auch schneller aufeinander folgende Verwirbelungen. Der Stadtrat hat in einem Beschluss vom November 2016 den Vorgang zu den Akten gelegt.

Das wollen die Grünen allerdings nicht hinnehmen. "Jetzt wird klar, dass die Vertröstungen der Stadtverwaltung und der MVG nicht stimmen, der Gestank wird seit Jahren nicht weniger", heißt es in der Presseerklärung. Geschäftsleute verlören Kunden, Bewohner litten "und nichts passiert". Die Grünen schlagen dagegen vor, eine Glasverkleidung des Ausgangs mit Schwenk- oder Schiebetüren anzubringen, das wäre eine günstige Lösung. Solche Beispiele gebe es an den U-Bahn-Haltestellen Machtlfinger Straße oder St.-Quirin-Platz. Mit einer Unterschriftenaktion wollen die Grünen herausfinden, wie groß die Zahl der Leute ist, die "durch den muffigen, ekelerregenden Gestank im Zehn-Minuten-Takt belästigt werden". Parallel dazu wollen sie einen Antrag im Stadtrat stellen, gleich nach der Sommerpause. "Nichts zu tun, ist immer die schlechteste Alternative", schreiben die Grünen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3637866
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 24.08.2017
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.