Süddeutsche Zeitung

Garching:Ein neues Sahnestück

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Beim ersten offenen Seniorencafé der Nachbarschaftshilfe genießen fast 100 Garchinger die riesige Kuchenauswahl

Von Gudrun Passarge, Garching

Banane-Schoko- oder doch lieber Erdbeer-Sahnetorte? Die Schlange vor der Kuchentheke ist riesig, die Auswahl auch. Zur Eröffnung des offenen Seniorencafés der Nachbarschaftshilfe waren fast 100 Garchinger gekommen. "So ein Café hat bisher gefehlt", sagt Elsbeth Czepluch, die im Königsgarten wohnt.

Kurz vor der Eröffnung herrscht noch emsiges Treiben hinter den Kulissen. Lilo Unger und ihr Team wollen, dass alles perfekt ist. Die Frauen haben ihre Blumenbeete im Garten geplündert, um hübsche Sommersträuße auf den Tischen zu arrangieren. Der Kaffee ist fertig und immer wieder kommen noch eifrige Kuchenbäckerinnen vorbei, um ihre Werke abzuliefern, was die Frauen gerne annehmen. Die Nervosität ist mit Händen zu greifen. "Es wird ein Überraschungstag", sagt Unger. Niemand wisse, wie die Senioren das Angebot annehmen werden. Doch von der Idee sind alle überzeugt. Sie stammt von der Geschäftsführerin der Nachbarschaftshilfe, Maria Esterlechner. Sie hat früher das Projekt "Zuhause wohnen bleiben" betreut und fand, das Café sei ein Angebot, das ganz hervorragend zum Programm der Nachbarschaftshilfe passe: "Es geht uns darum, soziale Kontakte zu stärken. Und es ist ein offenes Angebot, es muss keiner kommen, wenn er mal keine Lust hat." Jedenfalls freut sie sich, dass ihr Traum vom Café jetzt in Erfüllung geht.

Noch mehr strahlt sie, als immer mehr Menschen in den Saal des Seniorentreffs strömen, den die Stadt der Nachbarschaftshilfe zur Verfügung stellt. Obwohl es erst um halb drei losgehen soll, kommen die ersten schon um zwei Uhr. "Wir warten schon länger darauf, dass sich bei den Senioren was tut", sagt Gerda Thaler. Sie erhofft sich, dass sich hier Menschen finden, die auch mal zusammen einen Ausflug unternehmen wollen "oder einen lustigen Abend". Sie schlage jedenfalls die Werbetrommel, betont sie und fragt: "Ist das hier auch für Senioren aus Ismaning offen?" Nein, sagt die Nachbarschaftshilfe, zunächst richte sich das Angebot an die Garchinger, und die kommen an diesem Nachmittag in großer Zahl. Josef Esterlechner und Manfred Unger schleppen ein ums andere Mal Tische und Stühle aus den Räumen der Nachbarschaftshilfe gegenüber in den Saal des Seniorentreffs, um Platz für alle zu schaffen. In der Küche werden gerade noch die letzten Vorbereitungen getroffen. "Wo ist der Zucker?", will Luisa Cammarata wissen. Türen werden geöffnet und tatsächlich, beim dritten Versuch, tauchen die Zuckerdosen auf. Evi Zander hat sich unterdessen als Kuchenaufschneiderin betätigt. Jetzt warten alle nur noch auf Bürgermeister Dietmar Gruchmann, der die Eröffnungsrede halten soll. Als er fünf Minuten später kommt, betont er, wie wichtig das Projekt sei, und dankt auch dem Rotary Club Garching-Ismaning, dessen Präsident Stephan Specht ebenfalls zur Feier gekommen ist. Der Club hat das Café mit einer Spende von 1000 Euro unterstützt. "Ich finde die Idee sehr schön, eine Begegnungsstätte für Menschen zu schaffen", sagt Specht und berichtet, dass der Club eine dauerhafte Kooperation mit der Nachbarschaftshilfe etablieren wolle. So habe man auch deren Fuhrpark unterstützt.

Inzwischen herrscht großes Gemurmel im Saal. Die Gespräche fliegen nur so hin und her. Susanne Finn hat ihren Rucksack über den Stuhl gehängt. "Ich hoffe, hier Gleichgesinnte zu finden", sagt sie. "Ich nehme das Angebot gerne an." Sie lebe allein, sei allerdings noch berufstätig. "Wie sieht es mit Tanzen aus, gibt es da Angebote in Garching?", will sie wissen. Das wolle sie bei dem Termin auch herausfinden, denn das sei etwas, das ihr Spaß mache. Die ersten haben inzwischen ein Kuchenstück auf dem Teller, die Helferinnen geben Kaffee und Tee aus. Ester Kochen freut sich. "Ich finde das hier ganz, ganz doll. Die Nachbarschaftshilfe tut etwas für Senioren und für die Behinderten", sagt die Frau, die auf den Rollator angewiesen ist. Später bekommt sie Kuchen serviert. Der Nachmittag erscheint vielversprechend.

Das offene Seniorencafé der Nachbarschaftshilfe findet jeden zweiten und vierten Freitag im Monat im Seniorentreff, Mühlgasse 20 statt. Beginn ist um 14.30 Uhr, Kaffee und Kuchen kosten jeweils einen Euro. Über Kuchenspenden freuen sich die Helferinnen auch nach der Premiere.

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Quelle:
SZ vom 18.07.2016
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