Süddeutsche Zeitung

Fachkräftemangel:Betriebe finden keine Lehrlinge

Mehr als 500 Ausbildungsplätze bleiben voraussichtlich unbesetzt

Die Ausbildungsbetriebe im Landkreis München haben immer größere Schwierigkeiten, ihre offenen Lehrstellen zu besetzen. Wie die Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern mitteilt, steht bereits zwei Monate vor Beginn des Ausbildungsjahres fest, dass eine große Zahl an Lehrstellen nicht vergeben werden kann. Aktuell stehen im Landkreis 1058 offenen Ausbildungsplätzen nur 501 unversorgte Schulabgänger gegenüber, damit fehlen mehr als 550 Bewerber. Im Vorjahr lag die Differenz im gleichen Zeitraum bei 348 fehlenden Auszubildenden - ein Anstieg von 60 Prozent.

Bei der IHK ist man alarmiert: "Der dringend benötigte Nachwuchs ist jedes Jahr schwerer zu bekommen", sagt Christoph Leicher, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses für den Landkreis München. Allerdings sei aufgrund der guten Konjunktur auch ein "ausgesprochen großes Angebot an Lehrstellen quer durch alle Branchen" verfügbar, so Leicher weiter. "Viele Unternehmen bieten wegen des steigenden Fachkräftemangels reichlich Ausbildungsplätze an", so der Kirchheimer Unternehmer. Bislang erfolglosen Bewerbern um einen Ausbildungsplatz stehen im Endspurt also noch zahlreiche Möglichkeiten offen. Im Ringen um Lehrlinge würden viele Betriebe auch Schulabgängern mit weniger guten Zeugnissen eine Chance geben, sie bieten beispielsweise ausbildungsbegleitende Nachhilfe an.

Leicher appelliert an die Bildungspolitiker, energisch für die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung einzutreten. "Wir brauchen ein grundlegendes gesellschaftliches Umdenken. Dazu gehört, dass neben den wichtigen Investitionen in Hochschulen auch die Berufsschulen zügig eine deutlich bessere Ausstattung bekommen." Außerdem müssten attraktive Ausbildungsformate für Abiturienten wie das duale Studium bekannter werden, so Leicher.

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Quelle:
SZ vom 17.07.2018 / stga
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