Süddeutsche Zeitung

Coronavirus im Landkreis München:Bei Schnelltests ist Geduld gefragt

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Wer einkaufen will, braucht seit kurzem einen negativen Corona-Abstrich. Den gibt es vielerorts, oft gratis, aber nicht immer sofort und manchmal nur nach Anmeldung.

Von Oktavia Skorupa, Aschheim

Samstag ist Einkaufstag, so auch bei SZ-Leser Robert Schreiner. Vergangenen Samstag machte sich der Aschheimer auf den Weg, um am Ort einige Besorgungen zu erledigen. Wie überall im Landkreis und in München hätte er dafür in vielen Läden einen negativen Corona-Test vorlegen müssen. Also nichts wie los zur ortsansässigen Teststelle an der Ismaninger Straße, wo ihn "drei tiefenentspannte Personen vom Testpersonal" erwartet hätten, wie der Aschheimer schildert, der seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Was für ein Glück: Es ist gerade nichts los, der schnelle Test bestimmt kein Problem. Dachte der 52-Jährige. Doch die Realität sah anders aus, die Ansage: Ohne Termin geht hier gar nichts. Auch wenn die Teststation gerade leer ist.

Wieso? Das ist die große Frage. Ulrike Krivec, Leiterin Kommunikation und Personal bei der Aicher Ambulanz in München, unter der die Teststation organisiert ist, erklärt das so: "Wenn gerade wenige Bürger im Testzentrum sind, kann das daran liegen, dass manche ihre Termine nicht abgesagt haben oder zu spät erscheinen." Spontan jemand anderen dazwischen zu schieben - als Lückenfüller -, sei schwierig, weil neue Testpersonen zunächst im System erfasst werden müssten, was wiederum Zeit koste. "Wenn man eine Person spontan einplant, kann das andere Termine verzögern und damit den ganzen Prozess", sagt Krivec.

Dabei gibt es durchaus Teststationen, an denen ein spontaner Corona-Schnelltest immer möglich ist, ohne Termin, wie etwa in Gräfeling oder Neubiberg. Laut Krivec bergen diese aber auch Risiken, denn frei zugängliche Tests ohne Termin könnten schnell zu Menschenansammlungen führen, so Krivec, und genau die sollen ja vermieden werden. Natürlich wolle man so viele Leute testen wie möglich, aber ohne Termin sei das Testaufkommen schwer kalkulierbar. "Entweder ist nichts los oder man hat eine riesige Schlange", so Krivec.

Ähnlich sieht das Nicole Bergmann von der Gemeinde Aschheim. "Eine vorherige Anmeldung zum Schnelltest ist sinnvoll. Denn auch die Ergebnisübermittlung kann so digital erfolgen", erklärt die für Corona-Tests und Datenschutz zuständige Mitarbeiterin im Rathaus. "Das sieht übrigens auch das bayerische Testkonzept so vor." Die Gemeinde sei aber noch einmal in die Abstimmung mit Aicher, "um den Prozess zu optimieren". Wenn Testressourcen freistehen, sollte man diese auch nutzen, findet Bergmann.

Die Regeln in den Testzentren im Landkreis gleichen einem bunten Blumenstrauß: In einem Zentrum ist ein Corona-Schnelltest ohne Anmeldung möglich, im anderen nicht, beim nächsten geht nur der PCR-Test ohne Termin, und dann gibt es noch die, bei denen alles ohne Anmeldung klappt. Wieso solche Unterschiede? Laut Franziska Herr von der Pressestelle am Landratsamt München spielen mehrere Faktoren eine Rolle. "Nicht jede Teststation hat die gleichen räumlichen Gegebenheiten", sagt Herr. Gerade bei wenig Platz müsse man strenger planen und bräuchte eine klare Terminvergabe, um Menschengruppen zu vermeiden. Auch seien die Teststationen von unterschiedlicher Stelle beauftragt: manche vom Landratsamt, manche von den Gemeinden und Städten selbst, andere würden wiederum privat organisiert.

Zurück nach Aschheim. Auch Christian Heigl schüttelt über den Prozess in der Aschheimer Corona-Teststelle nur den Kopf. "Da sehe ich noch Optimierungsbedarf", sagt der Uhrmeister und Goldschmied. "Wenn wir eine Testpflicht haben, brauchen wir auch eine ausreichend flexible Möglichkeit zum Testen. Aber natürlich muss sich jeder auch selbst um alternative Teststellen wie in Apotheken oder bei Ärzten bemühen", findet der Geschäftsinhaber, der sich von seinen Kunden einen negativen Testnachweis zeigen lassen muss, wenn sie in sein Atelier kommen wollen. Wo ein Wille, da ein Weg - aber eben auf beiden Seiten", so Heigl.

PCR-Test als Alternative

In Aschheim wäre eine Alternative zum Schnelltest ein kostenloser PCR-Test, für den man zu bestimmten Zeitfenstern auch ohne Termin vorbeikommen kann. Aber auf das Ergebnis muss man in der Regel ein bis zwei Tage warten - dann ist der Test schon wieder veraltet, denn für den Einkauf sollte er nicht älter als 24 Stunden sein. "Zum Testen gibt es ja auch noch andere Möglichkeiten wie das Autokino oder die Landkreis-Teststationen, zum Beispiel in Haar und Kirchheim", sagt Katja Zeeck von der Gemeinde Aschheim, und zwar auch ohne Termin. Mancherorts wird auch ein Schnelltest direkt vor dem Einkauf angeboten, wie bei einer Gartenbaufirma (für sieben Euro oder ab 100 Euro Einkauf kostenlos) oder beim großen örtlichen Möbelhaus, da grundsätzlich kostenlos.

SZ-Leser Robert Schreiner kehrte ernüchtert in der Aschheimer Corona-Teststelle um - und ist stattdessen zum Baumarkt in Daglfing gefahren, wo er sich an vor seinem Einkauf testen lassen konnte. Er hat sich auf die Schnelle für den Baumarkt im Ort nebenan entschieden. "Obwohl ich gerne den lokalen Einzelhandel unterstütze", wie er sagt.

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SZ vom 21.04.2021
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