Süddeutsche Zeitung

Bildung:Ein Minicomputer rockt das Klassenzimmer

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Das Gymnasium Ottobrunn ist Teil des bundesweiten Pilotprojekts "Digitale Schule 2020"

Von Sophie Kobel, Ottobrunn

Die Melodie von "We will rock you" schallt durch das Klassenzimmer des Gymnasium Ottobrunn. Drei zwölfjährige Schülerinnen stehen neben der Tafel und bitten die gut 30 Zuhörer, jetzt aufzustehen und im Rhythmus der Melodie zu klatschen und mit den Fingern zu schnipsen. Alles im Namen der Wissenschaft, natürlich. Denn Annabel Böhner, Pia Katzorte und Lina Polzer sind Teil der bundesweiten Initiative "Digitale Schule 2020". Dabei entwickeln Gruppen von Schülern Projekte mithilfe des Mini-Computers Calliope. Der besteht aus einer etwa zehn Zentimeter großen, fünfeckigen Scheibe, auf der 25 Leuchtdioden befestigt sind. Die Funktionen sind umfangreich. Mithilfe der LEDs können die Schüler beispielsweise Zahlen, Buchstaben, Smileys und Herzen darstellen. Dank diverser Sensoren sind Temperatur, Helligkeit, Bewegung und Beschleunigung auf dem Calliope einstellbar. "Wir wollten, dass die LEDs nur bei manchen Stellen eines Liedes aufleuchten und nicht immer", sagt eines der Mädchen. Annabel, Pia und Lina verstellten die Empfindlichkeit des Lautstärke-Sensors so weit, dass die LEDs am Ende im Rhythmus des Lieds aufleuchten. In Form roter Herzen, versteht sich.

"Mit dem Mini-Computer lernen Schülerinnen und Schüler spielerisch im Unterricht, wie sie digitale Medien kreativ nutzen und die digitale Welt aktiv mitgestalten können", sagt Adolf Schicker vom Kultusministerium bei der Vorstellung des Projektes am Mittwoch. "Der Umgang mit IT muss heute als vierte Kulturtechnik neben Lesen, Schreiben und Rechnen stehen." Das Gymnasium Ottobrunn ist eines von 20 Pilotschulen, die an dem Modellversuch "Digitale Schule 2020" teilnehmen. Über drei Jahre hinweg werden Erfahrungen der Grund-, Mittel-, Realschulen und Gymnasien mit der Integration digitaler Medien in den Lehralltag gesammelt. Das Projekt findet übergreifend in allen Schulfächern und Jahrgangsstufen statt, auch für die Lehrkräfte finden Fortbildungen statt.

"Für uns ist es immer schön zu sehen, was die Schulen aus der Idee der Mini-Computer machen. Kinder und Jugendliche als Gestaltende zu erleben", sagt Anna Liekfeld von der Calliope Gmbh und zeigt sich von allen vier vorgestellten Projekten begeistert. Besonders großen Applaus ernten Fabian Lambertus, 16, Benjamin Kirchmair, 16, und Pierre-Louis Suckrow, 17. Sie haben in ihrem P-Seminar mithilfe von Calliope ein Verkehrsschild entwickelt, das aufleuchtet, wenn Tiere auf die Straße laufen. Die drei haben es in einer Garage zusammengebaut. "Es ist einfach etwas ganz anders als Frontalunterricht", sind sie sich einig.

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Quelle:
SZ vom 08.03.2018
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