Süddeutsche Zeitung

Bei Rettungsversuch für eigenes Kind:Vater ertrinkt in der Isar

Lesezeit: 1 min

Tragischer Unfall: Ein Kind wird von der reißenden Isar mitgerissen, sein Vater gerät bei einem Rettungsversuch in eine Wasserwalze. Er konnte nur noch tot geborgen werden.

B. Neff u. W. Görl

Bei dem Versuch, sein Kind zu retten, ist ein Vater am Sonntagnachmittag in der Isar ums Leben gekommen. Der Mann konnte von der Feuerwehr an der Corneliusbrücke nur noch tot aus der Hochwasser führenden Isar geborgen werden. Er war in der Nähe der Marienklausenbrücke (Tierpark) ins Wasser gesprungen, um sein Kind zu retten, das von den Fluten davongetrieben wurde.

Gerettet wurde das Kind durch das beherzte Eingreifen eines 44 Jahre alten Mannes aus Gröbenzell. Der Geschäftsführer einer Medizintechnik-Firma aus Puchheim, der mit seiner Frau einen Ausflug an die Isar gemacht hatte, stürzte sich ins Wasser und bekam das Kind zu fassen. Er trieb mit dem Kind etwa 200 Meter weit und hatte, wie er danach berichtete, "das Gefühl, ich komme selber darin um". Der Lebensretter kritisierte, dass zu wenige Menschen versucht hätten, dem Vater des Kindes zu helfen.

Er hätte es vielleicht schaffen können, wenn man ihm einen Rettungsring zugeworfen hätte. Der Mann geriet offenbar in eine Wasserwalze, wobei er sich schwere Verletzungen zuzog und danach kilometerweit abtrieb. Erst an der Corneliusbrücke wurde er im Wasser treibend entdeckt. Es gelang, ihn aus dem Wasser zu ziehen und auf ein Wehr zu legen. Die sofort danach eingeleiteten Wiederbelebungsversuche blieben jedoch erfolglos.

Wie das Kind in die Isar gelangte, war zunächst unklar. Es könnte vom Ufer aus ins Wasser geraten sein, ein Sprung ins Wasser erscheint angesichts seines Alters - allenfalls zwei Jahre - eher unwahrscheinlich. Das Kleinkind hatte Schwimmflügel an, wurde jedoch von der starken Strömung schnell erfasst, bis es von dem Gröbenzeller gerettet wurde.

Nach seiner Rettung wurde der stark unterkühlte Bub in ein Krankenhaus gebracht. Die 34 Jahre alte Mutter, im achten Monat schwanger, erlitt einen schweren Schock und kam ebenfalls ins Krankenhaus.

Mit Kopfschütteln reagierten vielen Passanten darauf, dass Surfer weiterhin an der Corneliusbrücke ins Wasser sprangen, obwohl dort kurz zuvor ein Toter aufgetaucht war.

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Quelle:
SZ vom 07.06.2010
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