Süddeutsche Zeitung

Aufführung:Götterträume und Männerchöre

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In der Matinee "Ludwig II. und seine Komponisten" widmet sich die Musikschule Taufkirchen mit Leiter Claus Blank der Beziehung des Märchenkönigs zu Wagner und anderen Tondichtern

Von Udo Watter, Taufkirchen

Die Wirklichkeit war Ludwig II. oft zu prosaisch. Der bayerische Märchenkönig gilt als musischer Mensch mit Vorliebe für Traumschlösser, Wagners Opern, Poesie und die nordische Sagenwelt. Was das aktive Musizieren anging, war das Talent des Kini aber alles andere als märchenhaft. Als "Glückstag" soll sein Klavierlehrer den Tag bezeichnet haben, als der junge Prinz den Unterricht aufgab. "Er war wohl kein begabter Pianist", erzählt Claus Blank schmunzelnd.

Begabung als Zuhörer und Förderer hatte Ludwig dagegen, die Liebe zur Musik wurde ihm gleichsam zu einem Leitmotiv seines Lebens, auch wenn diese - wie bei Richard Wagner - am besten in einen dramatisch-mythologischen Rahmen eingebunden sein sollte. Blank, Leiter der Musikschule Taufkirchen, ist dem Verhältnis des berühmtesten aller Wittelsbacher zur Musik nachgegangen und er hat ein Programm konzipiert, das nun an diesem Sonntag im Kultur & Kongresszentrum der Gemeinde in einer Matinee zu erleben ist: "Ludwig II. und seine Komponisten". Mitwirkende sind Chöre und Orchester der Musikschule Taufkirchen, sowie Solisten, Schauspieler und nicht zuletzt der Künstlerkreis Taufkirchen, der seine Ausstellung zum Thema um 10 Uhr eröffnet.

Im Mittelpunkt steht natürlich Wagner, von dem Ludwig in seinem Tagebuch schwärmte: "Hoher Mann. Strahlensonne! Ihn zu sehen, zu verzehren, ihn zu fassen, mir zu lassen, ihn zu halten, mit Gewalten, sehr Geschick! Wonneglück!" Und der Komponist mit dem Charakterkopf war ebenfalls vom jungen König begeistert: "Er ist so schön und geistvoll, seelenvoll und herrlich, dass ich fürchte, sein Leben müsse wie ein flüchtiger Göttertraum in dieser gemeinen Welt zerrinnen." Der Huldigungsmarsch, den Wagner anlässlich von Ludwigs 19. Geburtstag schrieb, wird das Konzert am Sonntag um 11 Uhr einläuten, dargeboten vom Blasorchester unter Leitung von Blank. Weitere Werke des großen Musikdramatikers, die auf dem Programm stehen, sind "Elsas Zug zum Münster" aus Lohengrin, "O du mein holder Abendstern", das der Bariton Eric Ferguson singen wird, sowie der Pilgerchor aus Tannhäuser und der Matrosenchor "Steuermann, lass die Wacht!" aus dem Fliegenden Holländer. "Das sind schon prächtige Männerchöre", urteilt Blank.

Das Ungewöhnliche an dem Konzert, das von szenischen Intermezzos und Dia-Projektionen begleitet wird, sind freilich die Kompositionen, die nicht von Wagner sind. Blank, der sich durch die Lektüre von Ludwig-Biografien zu dem Themenkonzert inspiriert fühlte, ist bei seinen Recherchen auf etliche Stücke gestoßen, die eher unbekannt sind oder eventuell sogar noch nie aufgeführt wurden: So etwa die pompösen, auf Hebräisch verfassten "Jubelklänge" von Max von Löwenstamm, die dieser für die geplante Vermählung von Ludwig II. mit Prinzessin Sofie - Sisis jüngerer Schwester - komponiert hatte. Die Hochzeit sagte Ludwig dann ja bekanntlich ab. Des weiteren erklingt von Franz Lachner ein "Melodram" aus dem Festspiel "Kranz und Krone" oder von Karl Kempter "Hymne an König Ludwig". Blank selbst spielt auf dem Flügel den "Königsmarsch" des hauptsächlich als Dirigenten bekannten Hans von Bülow - der später seine Frau Cosima an Wagner verlor. "Das ist pianistisch schon anspruchsvoll" erklärt er. Ein Werk Josef Rheinbergers ("Der Königsstrand") wird die Matinee ebenfalls bereichern und auch ein Wiegenlied steht auf dem Programm, das Joseph Hartmann Stuntz zur Geburt der Majestät geschrieben hat. Hier begleitet Blank die Sopranistin Anastasiya Peretyahina am Klavier. "Es ist eine atmosphärische Reise durch die Zeit Ludwigs II.", sagt der 62-Jährige. Mit szenischen und visuellen Einlagen ist die Vorstellung ein Generalangriff auf die Sinne, analog zu Wagners Maxime der musikalischen Überwältigungsstrategie. Dass das Zusammentreffen von Wagner und Ludwig, trotz gewisser Querelen, ein Glücksfall war für die Kulturgeschichte, lässt sich kaum bestreiten. Nicht zuletzt verwirklichte der König gebaute und vertonte Träume, die heute noch weltweit bewundert werden. "Ein ewig Rätsel will ich bleiben mir und den anderen", schrieb er. Mit Worten konnte Ludwig besser umgehen als mit Tasten.

Das Konzert beginnt am Sonntag, 4. März, um 11 Uhr, die Kunstausstellung wird um 10 Uhr eröffnet. Karten gibt es über www.kulturzentrum-taufkirchen.de respektive www.muenchenticket.de

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SZ vom 02.03.2018
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