Süddeutsche Zeitung

Gerettetes Mädchen:"Ein wahnsinniges Gefühl"

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Andreas Bitzer von der Rettungshundestaffel Aschheim und sein Team haben bei der erfolgreichen Suche nach der achtjährigen Julia im Bayerischen Wald geholfen.

Von Irmengard Gnau, Aschheim

Groß war die Erleichterung, als am Dienstagnachmittag die Nachricht kam, dass das im Bayerischen Wald vermisste Mädchen wieder aufgetaucht war. Die achtjährige Julia hatte sich am Sonntagnachmittag bei einer Wanderung mit ihrer Familie unweit der bayerisch-tschechischen Grenze verirrt und war seither verschollen gewesen. Mehr als 1400 Helferinnen und Helfer durchkämmten seit Sonntagabend das riesige Waldgebiet auf der Suche nach Julia - darunter auch Einsatzkräfte aus dem Landkreis: Die Rettungshundestaffeln aus Aschheim und Garching-Hochbrück wurden am Montagabend alarmiert und eilten zur Unterstützung der Suche. Andreas Bitzer leitete den Einsatz der Rettungshunde-Facheinheit der Freiwilligen Feuerwehr Aschheim.

SZ: Herr Bitzer, was dachten Sie, als am Montagabend um kurz nach halb neun der Alarm bei Ihnen einging, nach Waldkirchen zu kommen?

Andreas Bitzer: Wir hatten über die Medien und andere Einheiten schon mitbekommen, dass das Mädchen verschwunden ist, daher waren wir gewissermaßen schon darauf vorbereitet, dass da etwas kommen könnte. Wir haben unsere Sachen zusammengepackt, sind zum Gerätehaus und dann mit zehn Einsatzkräften und acht Hunden - sieben Flächensuchhunden und einem Mantrailer - losgefahren. Dass wir bei einem Einsatz zweieinhalb Stunden Anfahrt haben, ist natürlich schon etwas Besonderes. Wir haben uns deshalb auch auf eine längere Suche eingestellt, damit sich die Anfahrt auch rentiert.

Wie hat sich Ihnen die Situation dargestellt, als Sie ankamen - mitten in der Nacht in einem dichten Waldgebiet?

Wir sind erst einmal zur Einsatzleitung gegangen, die hat uns unser Suchgebiet zugewiesen. Ein Hundeteam besteht immer aus einem Hundeführer, einem Hund und einem Truppmann oder einer Truppfrau, die das ganze Organisatorische übernehmen - das Funken und die Grenzen des Suchgebiets im Auge behalten zum Beispiel. So können sich die Hundeführer ganz auf ihre Tiere konzentrieren. Die Flächensuchhunde laufen frei ohne Leine, da geht man eher strammen Schritts. Unser Suchgebiet war ziemlich groß und umfasste unter anderem die nahe gelegene Skipiste. Nach der ersten Suche haben wir eine Pause gemacht und dann je Team eine zweite Fläche abgesucht, insgesamt eine Fläche von etwa 700 000 Quadratmetern.

War es für Ihre Hunde ungewohnt, in einem so großen Waldgebiet wie dem Bayerischen Wald auf der Suche nach einem Menschen zu sein?

Dem Hund ist es egal, ob wir nur im kleinen Wäldchen zwischen Haar und Waldtrudering sind oder im Bayerischen Wald - der schaut ja nicht vorher auf die Karte. Er macht, was er machen soll, egal, für wen. Für uns Menschen war der Einsatz insofern besonders, dass es um eine Achtjährige ging, die sicher nicht freiwillig verschwunden ist. Da ist die Motivation natürlich sehr hoch.

Haben Sie noch miterlebt, wie Julia gefunden wurde?

Ja. Kurz bevor wir am Dienstag wieder nach Aschheim abgefahren sind, kam die Nachricht, dass Julia gefunden wurde und lebt. Wir hatten alle einen Kloß im Hals, das war ein wahnsinniges Gefühl, dass sich die ganze Anstrengung doch gelohnt hat. Unserer Rettungshundeführer und -helfer arbeiten ja alle ehrenamtlich.

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Quelle:
SZ vom 15.10.2021
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