Süddeutsche Zeitung

Aschheim:Hilfe für Rinah

Lesezeit: 2 min

Eine Zwölfjährige aus Aschheim ist an Blutkrebs erkrankt. Bei einer Typisierungsaktion sucht ihre Familie nun mit prominenter Unterstützung Stammzellenspender.

Von Cathrin Schmiegel, Aschheim

Kieran S. stehen die Tränen in den Augen. Er bringt kein Wort heraus über das Schicksal seiner Tochter, auf das die Familie gemeinsam mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) am Dienstag im Aschheimer Rathaus aufmerksam machen wollte. Rinah heißt das Mädchen, sie ist zwölf Jahre alt, besucht die sechste Klasse. Auf den Tag genau vor sieben Wochen bekam sie eine erschütternde Diagnose: Blutkrebs.

Seitdem hat sich das Leben der Familie auf den Kopf gestellt, drei- bis viermal in der Woche fahren sie mit Rinah ins Krankenhaus. Dort bekommt sie Blutkonserven gegen die Blutarmut. Es ist keine dauerhafte Lösung. Rinah braucht eine Stammzellenspende, sonst hat sie keine Heilungschancen. Am Sonntag, 26. Juli, findet von 10 bis 15 Uhr eine Typisierungsaktion der DKMS für potenzielle Spender im Aschheimer Feststadl, Eichendorffstraße 10, statt.

Rinah braucht wohl Privatunterricht - der Klassenbesuch ist zu gefährlich

Rinah ist ein lebensfrohes Mädchen. Gerne würde sie später einmal Schauspielerin werden, am liebsten mit Elyas M'Barek vor der Kamera stehen. Der Traum liegt derzeit in weiter Ferne. "Rinah geht es okay", sagt ihre Mutter Patricia S. Einen Tag zuvor war das noch anders. Ihre Blutergebnisse hatten sich verschlechtert. "Rinah hat den ganzen Tag geweint."

Das Mädchen ist bei dem Termin nicht dabei. Sie soll große Menschenansammlungen meiden. Ihr Immunsystem ist nicht stark genug. Freunde darf sie deswegen nur in kleiner Gruppe sehen, und auch nur, wenn diese gesund sind. Auch eine einfache Erkältung genügt als Ausschlusskriterium. Wenn die Schule im September wieder losgeht, wird das Mädchen Privatunterricht nehmen müssen.

Die Familie hat vor sieben Wochen rein zufällig von Rinahs Erkrankung erfahren. Wegen Bauchschmerzen konsultierte sie einen Arzt. Der nahm der Zwölfjährigen Blut ab, der Verdacht: Blinddarmentzündung. Es kam anders. Seitdem engagieren sich Familie und Freunde, um auf die Typisierungsaktion aufmerksam zu machen. Schirmherren der Aktion sind Bürgermeister Thomas Glashauser (CSU) und der Schauspieler Götz Otto, der seit Jahren eng mit Rinahs Familie befreundet ist.

Schauspieler Götz Otto unterstützt die Typisierungsaktion

Alle 16 Minuten erkrankt in Deutschland jemand an Blutkrebs, höchstens 30 Prozent finden innerhalb ihrer Familie einen geeigneten Spender. Dateien wie die der DKMS listen potenzielle Helfer auf. "Wer sich einmal registriert hat, wird jedoch nicht gezwungen, Stammzellen zu spenden", sagt Yvonne Renz von der DKMS in Aschheim. Viele hätten vor der tatsächlichen Spende Angst.

"Dafür gibt es keinen Grund", sagt Renz, "es ist ein Mythos, dass jemandem eine dicke Nadel in die Wirbelsäule gestochen wird." Das Knochenmark wird tatsächlich aus dem Beckenkamm entnommen, häufiger ist aber noch die periphere Stammzellengewinnung aus dem Blut.

Rinahs Familie sucht nicht nur Stammzellenspender, sondern auch Helfer für die Typisierungsaktion. 110 hätten sich schon gemeldet, 40 fehlen noch. Ärzte dagegen hätten sich genug bereit erklärt, sagt Tina Henselmann, Patentante von Rinah und Organisatorin der Hilfsaktion. Auch um finanzielle Unterstützung wird gebeten. Jede Typisierung kostet die DKMS 50 Euro. Für die, die sich registrieren wollen, entstehen keine Kosten.

Spenden können an das DKMS-Konto überwiesen werden: IBAN DE 3870250150 0028 1575 92, BIC BYLADEM1KMS. Informationen rund um die Aktion gibt es unter www.Help4Rinah.de .

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Quelle:
SZ vom 08.07.2015
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