Süddeutsche Zeitung

Angelika Nerz-Lidl:Vorzeitiger Abschied

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Von Annette Jäger, Gräfelfing

Nichts ist schlimmer, als gehen zu müssen, sagt Angelika Nerz-Lidl. Die Betonung liegt auf "müssen". Die scheidende Schulleiterin der Grundschule Gräfelfing muss sich keineswegs in den Ruhestand verabschieden, sie will es. Und zwar früher, als es nötig wäre. Sie nutzt die Möglichkeit eines Altersteilzeitblocks und genießt jetzt zwei Sabbatjahre, bevor sie dann wirklich in den Ruhestand geht.

Das passt zu ihrer Grundeinstellung, "zu gehen, wenn es am schönsten ist". Und es ist schön, sagt die Pädagogin, die insgesamt 18 Jahre lang Schulleiterin war, zehn davon in Gräfelfing. "Ich bin jeden Tag gerne in die Schule gegangen."

Das Schönste an ihrem Beruf sei, dass jeder Tag anders ist und Erfolge sofort sichtbar sind. "Die Schüler geben einem sofort eine Rückmeldung." Rückblickend habe sie auch den Austausch mit den verschiedenen Gruppen an der Schule immer als bereichernd empfunden: Mit den 300 Schülern, ihren Eltern, den Lehrer und vielen anderen, die zur Schulfamilie gehören. "Diese Vielfalt werde ich vermissen."

Weniger Trennungsschmerz bereite ihr die Bürokratie, die in den vergangenen zehn Jahren immens zugenommen habe. "Wir ersticken in Bürokratie." Das gehe zu Lasten der Kinder, für die weniger Zeit bleibe. Was sie jetzt mit ihrer freien Zeit macht? "Ich reise gerne und freue mich, morgens die Zeitung lesen zu können. Das konnte ich mein Leben lang nicht."

Nerz-Lidl ist nicht die einzige Schulleiterin im Würmtal, für die mit dem Schuljahr auch die Berufslaufbahn endet: An der Grund- und Mittelschule in Lochham nimmt Rektorin Monika Weikert ebenfalls an diesem Freitag ihren Abschied von Schülern und Kollegen.

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Quelle:
SZ vom 25.07.2019
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