Süddeutsche Zeitung

Neuhauser Straße:Polizisten sollen Dieb übel beschimpft haben

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Von Susi Wimmer

Es ist eine skurrile Geschichte, die für einen 31-Jährigen aus dem Irak genauso ein juristisches Nachspiel haben könnte wie für zwei Polizeibeamte. Dem Mann wird vorgeworfen, Schuhe im Bekleidungsgeschäft "Snipes" in der Neuhauser Straße gestohlen zu haben, den Beamten, dass sie den Mann bei seiner Vernehmung übel verhöhnt haben sollen. "Wir nehmen den Vorfall sehr ernst. So ein Verhalten würden wir nicht tolerieren", sagte Polizeipressesprecher Marcus da Gloria Martins am Freitagabend der SZ.

Der Fall begann reichlich ungewöhnlich: Der mutmaßliche Dieb hatte in dem Laden in der Fußgängerzone Sportschuhe im Wert von 289 Euro gegriffen - dummerweise zwei linke Schuhe. Daraufhin war er aus dem Laden gelaufen. Eine Kundin informierte den Filialleiter, der die Verfolgung aufnahm. Vom Geschäft aus lief der Dieb durch die Fußgängerzone in die Ettstraße und bog dann ausgerechnet nach rechts durch ein Eisentor ins Rondell des Polizeipräsidiums ein. Dort saß er in der Sackgasse und wurde von Beamten der Hauswache festgenommen.

So weit, so lustig - doch was dann passiert sein soll, hört sich nicht mehr spaßig an. Der "Snipes"-Filialleiter berichtet auf Facebook davon, was er beobachtet habe, während er im Präsidium seine Zeugenaussage zu Protokoll gab. Demnach hätten zwei Polizeibeamte währenddessen den Iraker, dessen Aufenthaltsgenehmigung offenbar abgelaufen war, übel beschimpft und schikaniert. Es seien Sätze gefallen wie "Du stinkst ja bestialisch, kannst du dich nicht mal waschen?" oder "Nix zu essen mehr gehabt, müssen wir jetzt Schuhe klauen."

Zudem sei der Mann durchsucht worden und habe sich ausziehen müssen. Der Filialleiter empört sich auf Facebook über dieses Vorgehen: Der Iraker habe eine Straftat begangen, Anzeige und Vernehmung seien nur rechtens. "Aber dass die Polizei als Gesetzesvertreter und Vorbild sich so aufführt und dauerhaft Witze reißt, so etwas ist einfach nur beschämend."

Das Polizeipräsidium will die Vorwürfe in jedem Fall aufklären. Für die betroffenen Polizeibeamten gelte zunächst die Unschuldsvermutung. Sie würden aber befragt, sobald sie wieder im Dienst seien, so Sprecher Marcus Gloria da Martins. Dann werde der Vorfall dem Sachgebiet 131 vorgelegt, das für interne Ermittlungen zuständig ist.

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SZ vom 04.06.2016 / wim
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