Süddeutsche Zeitung

Alpina Parkhaus:Der Kulturdachgarten öffnet wieder

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Auf dem Alpina Parkhaus wird gerade täglich daran gearbeitet, den Kulturdachgarten aus der Winterruhe zu wecken. In diesem Jahr gibt es einige neue Elemente.

Von Laura Kaufmann, München

Nach einem drei Jahre andauernden Genehmigungsverfahren blieben Gastronom Thomas Manglkammer und seinem Team knappe 35 Tage, um den Kulturdachgarten auf dem Alpina Parkhaus zwischen Stachus und Hauptbahnhof zu verwirklichen. 600 bis 700 Paletten haben sie dort verbaut, tonnenschwere Pflanzentröge auf das Flachdach gehievt.

Jetzt, nach dem ersten Jahr, haben Manglkammer und sein Team gesehen, was funktioniert und was weniger, und wie sie ihren Dachgarten dieses Jahr weiterentwickeln können. Es nieselt, ein grauer Frühlingstag. Aber weil die diesjährige Eröffnung nur mehr eine Woche weg ist, arbeiten sie gerade täglich oben auf dem Parkdeck, um den Kulturdachgarten aus der Winterruhe zu wecken. Ein paar Bäume haben auf dem Holzbau überwintert, sie knospen schon, aus einer alten Schatztruhe sprießt Minze. Manglkammer streicht über die Tischgarnituren, die noch aufgestapelt am Rand liegen, hundert Jahre alt sind die, "alte Dinge erzählen Geschichten".

Und so mischt sich oben dieses Jahr viel Altes mit Neuem. Minze, die aus Schatztruhen wächst, Setzlinge, die in beleuchteten "Plantcubes" des Münchner Startups Agrilution sprießen. Neu ist auch, dass der Bau an seinen vier Wänden vertikal begrünt wird, 80 Quadratmeter sind das zusammen. Das Team schraubt gerade kleine Taschen an die Wand, aus denen Pflänzchen und Kräuter wachsen sollen, 3000 insgesamt. Die Kräuter sollen auch in den Gerichten verwendet werden, die dieses Jahr auf der Dachterrasse serviert werden - das Restaurant Hutong Club übernimmt die Bewirtung, hausgemachte asiatische Gerichte, anders als im Restaurant, aber zu günstigen Preisen. Dazu wird es Demeter-Weine und Bier geben, aber keinen harten Alkohol. Eine Überdachung wird gerade gebaut, in der sich nicht, anders als im vergangenen Jahr, das Regenwasser sammelt. Dazu Schirme aus Holz, die tagsüber Schatten spenden, wenn viele mobil Arbeitende mit ihren Laptops vom guten Wlan profitieren.

Letzten Sommer werkelten zwischen den Gästen, die es sich oben auf dem Bau mit ihrem Getränk gemütlich gemacht hatten, die Gärtner und gossen ihre Pflanzen. Ein paar der Beete waren öffentlich ausgeschrieben. "Die Gäste sind sehr respektvoll mit den Pflanzen umgegangen", sagt Geschäftsführer Quentin Mallinckrodt. "Klar hat sich mal jemand ein Blättchen Minze für seine Limonade abgerissen, aber so ist es ja auch gedacht."

Vom Rentner, der aus seinem Haus mit Garten ausziehen musste und sich jetzt über eine Gelegenheit zum Gärtnern gefreut hatte, bis zum Zwanzigjährigen, der einfach Lust hatte, Teil eines solchen Projekts zu sein, reichten die Bewerbungen auf die Beete. Ein paar sind wieder dabei, ein paar haben die Lust verloren. Ein Garten ist eben Arbeit. Und ein bisschen Wissen und Können schadet auch nicht. Vieles ist selbst bei der Dachgarten-Crew Learning by Doing. "Den Bambus haben wir letztes Jahr überwässert", sagt Mallinckrodt. "Und die Palme, die ich so gerne haben wollte, die haben wir leider gekillt." Tomaten und Rucola wachsen dafür fast wie von selbst auf dem Parkdeck. "Im Laufe der Zeit wollen wir immer autonomer werden", sagt der Geschäftsführer. Mehr und mehr von dem, was oben auf dem Parkdeck mitten in der Stadt produziert wird, soll dort konsumiert werden.

Dass es nicht noch andere solche Projekte in München gibt, wundert Manglkammer nach dem jahrelangen Genehmigungsverfahren nicht. "Die Baurechtlinien sind eben so ausgelegt", sagt er. Die lassen sich nicht aushebeln. Von den vielen in Frage kommenden Flachbauten, die er einst anschrieb, hatte nur Alpina Interesse gezeigt. "Aber wir würden natürlich gern auch andere Projekte in diesem Stil machen. Wir arbeiten dran."

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Quelle:
SZ vom 08.04.2019
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