Süddeutsche Zeitung

Kriminalität:Polizei nimmt russischen Hooligan am Münchner Flughafen fest

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Von Martin Bernstein

Es waren fürchterliche Bilder, die das Fernsehen Mitte Juni 2016 aus Marseille zeigte: Blutüberströmte Menschen, Hooligans, die mit abgebrochenen Glasflaschen und Metallstangen auf andere Menschen einprügelten. Nach Straßenschlachten, die russische Fußballgewalttäter bei der Europameisterschaft losgetreten hatten, schwebte ein englischer Fan zeitweise in Lebensgefahr, dazu kamen mindestens drei schwer verletzte Personen und Dutzende Leichtverletzte. Einen der mutmaßlichen Täter haben Bundespolizisten jetzt am Münchner Flughafen geschnappt.

Der 31-Jährige gehört der russischen Hooligan-Szene an, die für die bevorstehende Weltmeisterschaft in ihrem Heimatland bereits ein "Festival der Gewalt" angekündigt hat. Bei der Fußball-EM soll der Mann beteiligt gewesen sein, als der Engländer lebensgefährlich verletzt wurde.

Am Donnerstagvormittag wollte der Russe eigentlich von Moskau nach Spanien. Doch er blieb im Fahndungsnetz der Bundespolizei im Erdinger Moos hängen, als er auf dem Weg zum Europa-League-Spiel Athletic Bilbao gegen Spartak Moskau in München umsteigen musste. Der Mann hatte nicht mit der guten Ermittlungs- und Zusammenarbeit der europäischen Strafverfolger gerechnet.

Nach den brutalen Szenen aus Marseille hatte die französische Polizei zusammen mit britischen Polizeibeamten eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. Als einer der Täter war nach fast eineinhalb Jahren der jetzt festgenommene 31-Jährige identifiziert worden. Die französischen Strafverfolgungsbehörden werfen dem Russen vor, mit mehreren Kumpanen einen 51-jährigen britischen Fußballfan lebensgefährlich verletzt zu haben. Das Opfer soll neben Knochenbrüchen auch Verletzungen an Gehirn und Lunge erlitten haben. Eine Richterin in Marseille erließ Anfang Dezember 2017 Haftbefehl gegen den Russen. Den Gesuchten erwarten in Frankreich bis zu fünfzehn Jahre Haft. Jetzt muss der Russe in Stadelheim das Auslieferungsverfahren abwarten. Ein Sprecher der russischen Botschaft kritisierte die Verhaftung und forderte eine detaillierte Begründung für die Festnahme.

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Quelle:
SZ vom 23.02.2018
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