Süddeutsche Zeitung

Konzert:Skandal-Auftritt der Band Metallica

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Von Dirk Wagner

"Skandal um Rosi!" Und 15 200 Zuschauer in der Olympiahalle singen mit. Doch nicht die Münchner Spider Murphy Gang feuert die Stimmung an mit ihrem erfolgreichsten Hit, sondern die kalifornische Metal-Band Metallica. Auf ihrer Welttournee spielt sie in jeder Stadt einen anderen besonderen Song, der mit dem jeweiligen Auftrittsort zusammenhängt. In München eben den "Skandal im Sperrbezirk". Und den singt nun der Bassist Rob Trujillo, auf Deutsch, nur vom Gitarristen Kirk Hammett begleitet. Und von einem 15 200-köpfigen Chor.

Der ist um die Band herum positioniert. Denn die Bühne steht gleich einem Boxring in der Mitte der Arena. Zentral auf der Bühne ist das Schlagzeug von Lars Ulrich aufgebaut, das sich im Lauf des Konzerts einmal im Uhrzeigersinn herum dreht. Drum herum laufen und tänzeln derweil die anderen Musiker, acht auf der Bühne verteilte Mikrofone garantieren, dass sie jederzeit ein Mikro erreichen. Viermal 13 einzeln bewegliche Würfel schweben über der nach allen Seiten offenen Bühne, sie bilden immer neue Formationen, auf die Videos projiziert werden. Zum Beispiel die Friedhofsszene aus Sergio Leones Italo-Western "Il buono, il brutto, il cattivo", mit der seit den Achtzigerjahren jedes Metallica-Konzert beginnt, begleitet vom dazu gehörigen Ennio-Morricone-Soundtrack.

Die Band um James Hetfield ihrerseits startet mit "Hardwired" und "Atlas, Rise!" vom neuen Album, dem mit "Seek And Destroy" ein Klassiker folgt. Die Band meistert die Herausforderung der rasanten Gitarrenfiguren nicht nur betont gelassen, sondern auch mit Humor, wie auch die Spider-Murphy-Gang-Einlage demonstriert. Oder Hetfields Hinweis darauf, dass er ja auch nicht mehr der Jüngste sei, was man der Show allerdings nicht ansieht.

Immerhin seien noch ältere Menschen im Konzert, betont Hetfield beinahe stolz und meint damit womöglich die 74-jährige Gründerin und Vorsitzende der Münchner Tafel, Hannelore Kiethe. Wenige Stunden zuvor hatte sie ihm und seinen Bandkollegen im Backstagebereich noch bestickte Tafel-Schürzen geschenkt. Die Band wiederum hatte Kiethe eingeladen, um ihr eine Spende in Höhe von 14 250 Euro zu überreichen - ein soziales Projekt zu unterstützen, auch das macht sie an jedem Auftrittsort. Die Band-T-Shirts, die Kiethe später noch für ihre Söhne kaufte, zahlte sie allerdings aus eigener Tasche.

Auch so war der Abend für sie immer noch günstiger als für die etwa 150 Metallica-Fans, die nicht in die Halle durften. Am Eingang stellte sich heraus, dass sie gefälschte Tickets gekauft hatten. Es kam zu einem kleineren Tumult, bis die Polizei die frustrierten Besucher beruhigte und nach Hause schickte.

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Quelle:
SZ vom 28.04.2018
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