Kritik: Gemeinschaftsgefühle

Eros Ramazzotti spielt mit seiner tollen Band in der Olympiahalle.

"Frieden ist die einzige Schlacht, die es wert ist, geführt zu werden", steht plötzlich geschrieben, wo Videokunst sonst Eros Ramazzottis ausverkauftes Konzert in der Olympiahalle unterstützt. Applaudierend stimmt das Publikum jenem Satz des französischen Philosophen Albert Camus zu, als wolle es sich damit auch gegen Putins Krieg positionieren. Ramazzotti selbst geht darauf nicht weiter ein. Er bleibt seinem Comeback-Programm nach vierjähriger Abstinenz treu, das vorrangig sein neues Album "Battito infinito" vorstellt.

Für solchen "unendlichen Beat" beschäftigt er einmal mehr den US-amerikanischen Schlagzeuger Eric Moore, der in der aktuellen Show auch als zusätzlicher Sänger brillieren darf. Wie schon in früheren Shows verneigt sich der italienische Popstar betont ehrfürchtig vor Moores Talent.

Überhaupt genießt es Ramazzotti einmal mehr, mit einer hochrangig besetzten Band zu touren, deren Mitglieder jeder und jede für sich es eigentlich verdient hätten, auch ohne Ramazzotti die Konzerthallen zu füllen, die sie in den meisten Fällen allerdings nur mit ihm bespielen dürfen. Trotzdem sind auch diese Musiker erfolgreich genug, so dass Geld allein nicht mehr der Grund sein dürfte, warum sie mit dem italienischen Schmuse-Pop-Sänger touren.

Gleichwohl beispielsweise der Aufdruck seiner Baseballkappe den Saxofonisten Marco Scipione als Fan der Death-Metal-Band Obituary ausgibt, genießt er geradezu das Zusammenspiel mit Ramazzotti. Immerhin überlässt dieser dem Saxofonisten auch mal kurz die Bühne. Sodann wagt Ramazzotti sogar ein Duett mit dem Saxofonisten und mimt dabei einen ganz passablen Jazzsänger. Wobei hier weniger dessen Gesangstechnik überzeugt als vielmehr seine Bereitschaft, sich ebenso begeistert wie verspielt auch darauf einzulassen. Genau das macht nämlich den Zauber seiner Show aus: Derweil Ramazzottis Fans die Hits des Italieners genießen, erlebt dieser sich als Teil einer großartigen Band.