Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Allach-Untermenzing:In der Offensive

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Die Grünen könnten der SPD als bislang zweitstärkste Kraft im Bezirksausschuss gefährlich werden. Die Vorsitzende Heike Kainz (CSU) ist auf dem Rückzug

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Eigentlich gibt es keinen offensichtlichen Grund, dass die CSU nicht wieder die stärkste Fraktion im Bezirksausschuss (BA) im traditionell konservativ wählenden Stadtbezirk Allach-Untermenzing abgeben könnte. Bei allen zurückliegenden Wahlen bis 2008, egal ob Stadtrats-, Bezirksausschuss-, Landtags-, Europa- oder Bundestagswahl, hatten die Christsozialen dort stets die Nase vorn. Bei den Bezirksausschusswahlen konnte sie sich sogar steigern. Hatte sie 2008 mit 47,1 Prozent die Mehrheit, verfügt die CSU im 23. Stadtbezirk seit der Wahl 2014 mit 53,6 Prozent über die absolute Mehrheit im Stadtteilgremium.

Ihnen auf die Fersen rücken könnten allerdings die Grünen (bisher drei Mandate), was auch die CSU bemerkt zu haben scheint. Der Ton zwischen den Christsozialen (neun Mitglieder, darunter ein parteiloses), allen voran Neuling Peter Auer, und den Grünen ist in den jüngsten Sitzungen jedenfalls merklich offensiver und schärfer geworden, bis hin zu kleinen Scharmützeln. Richtig gefährlich werden könnten die Grünen aber vor allem den Sozialdemokraten, die nur einen Sitz mehr im Gremium haben, sollte sich die schlechte politische Großwetterlage mit erstarkenden Grünen und einer abgestürzten SPD auch auf dieser Ebene der Lokalpolitik fortsetzen.

Als hilfreich für die von ihrem bisherigen Sprecher Pascal Fuckerieder angeführte SPD könnte sich allenfalls der Grad der Zufriedenheit der Wähler mit der bisherigen Sachpolitik des Gremiums auswirken: Denn die in den vergangenen Jahren gefällten Entscheidungen fielen fast einvernehmlich zwischen CSU und SPD. Den Grünen, die mit ihrem bisherigen Sprecher Falk Lamkewitz antreten, könnte man hingegen vorwerfen, anfänglich oft Entscheidungen mitgetragen zu haben, nur um später dann doch noch dazwischen zu grätschen. Und mit dem bisherigen Ersten stellvertretenden Vorsitzenden Friedrich Schneller hat die SPD ein "Urgestein" auf ihrer Liste: Seit 38 Jahren ist er Mitglied im Bezirksausschuss, kennt den Stadtbezirk und dessen Entwicklung wie nur wenige.

Ein Umbruch zumindest steht schon fest. Die amtierende CSU-Stadträtin und BA-Vorsitzende Heike Kainz gibt nach 18 Jahren als BA-Mitglied, darunter zwölf als Vorsitzende, das Ruder aus der Hand. Die 63-Jährige kandidiert nurmehr auf Platz 13, ebenso wie auf der Stadtratsliste. Angeführt wird die Liste von ihrer, wie sie sagt, "Wunschkandidatin", der zweiten stellvertretenden Vorsitzenden und Leiterin des Unterausschusses Planung und Bau, Stefanie Martin. Kainz selbst will in der kommenden Amtsperiode noch mit Rat und Tat zur Verfügung stehen, um einen sanften Wechsel zu gewährleisten.

Die FDP wird in Allach-Untermenzing bisher einzig durch Henning Clewing vertreten. Inwieweit noch andere Parteien oder Wählergemeinschaften antreten werden ist noch nicht bekannt.

Eine Wahlprognose mag die scheidende Bezirksausschuss-Vorsitzende Heike Kainz nicht abgeben. Für sie sei der BA ein unabhängig von Parteien sachorientiertes, konstruktives und im Sinne des Bestmöglichen für den Stadtbezirk tätiges Gremium, das kollegial gearbeitet habe. Sie wünsche sich, dass sich das fortsetze. Doch hoffe sie natürlich wieder auf ein Top-Ergebnis für die CSU, und darauf, sich nicht mit Parteien vom äußersten rechten Rand beschäftigen zu müssen.

Die Spitzenkandidaten (soweit bekannt): CSU: 1. Stefanie Martin, 2. Gabriele Hartdegen, 3. Victor Agerer. SPD: 1. Pascal Fuckerieder, 2. Lea Paetzold, 3. Friedrich Schneller. Grüne: 1. Falk Lamkewitz, 2. Christine Lamkewitz, 3. Julia Zimprich. FDP: 1. Henning Clewing, 2. Anja Inzenhofer, 3. Karsten Gessner.

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SZ vom 14.01.2020
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