Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Viele Zahlen, keine Klarheit

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Die Bahn muss verlässliche Daten zum Güterzugverkehr im Münchner Osten vorlegen, wenn sie die Zustimmung der Bürger will

Von Nicole Graner

Was ist der Unterschied zwischen Potenzial und Prognose? Die DB Netz AG erklärt: Die Trimode-Studie zeige "unterschiedliche Blicke" auf eine künftige Verkehrsentwicklung bis 2050. Das zeige Potenziale. Eine Prognose für eine basierende Ableitung der Güterverkehrsentwicklung sei sie aber nicht. Was aber sonst? Denn die Studie besagt: Der Güterverkehr nimmt zu. Und zwar so, dass ein Streckenausbau nach 2030 erforderlich und "heute zu planen" ist - egal welche Szenarien die Studie durchspielt. Man muss kein Rechenkünstler sein, um zu begreifen, dass die Verlagerung der Gütertransporte auf die Schiene, gerade auch in Anbetracht der Klima-Diskussion, zudem weiter zunehmen wird. Warum sperrt sich die Bahn also so vehement gegen einen Blick in die Zukunft?

Einerseits stehen da die Zahlen des Bundesministeriums, andererseits die des Bundesverkehrswegeplans, auf die sich die Bahn Netze ausschließlich stützen will. Aber ist der Auftraggeber letztlich nicht der gleiche? Irgendwie hat man das Gefühl, dass da seitens der Bahn janusköpfig argumentiert wird. Die Zahlen auf dem Brennerzulauf haben für das Inntal Gültigkeit, aber nicht mehr für München? Da verweist man dann doch lieber auf den Bundesverkehrswegeplan, der weniger Zugverkehr für München prognostiziert. Und wer andere Zahlen wolle, könne sich ja mit dem Bundesministerium in Verbindung setzen, heißt es im Planungsausschuss seitens der Bahn-Vertreter. Aber liegt da nicht schon eine Prognose, Verzeihung, liegen da nicht schon Potenziale vor?

Politiker und Bürger wollen zwei Dinge: verlässliche Zahlen und endlich eine Planungsgrundlage. Die könnte die Bahn durchaus geben. Wenn sie zügig selbst dafür sorgte, gültige Zahlen und nachvollziehbare Daten vorzulegen. Schließlich will sie ja etwas verändern, die Gleise am Ende ausbauen. Und sie will etwas von den Bürgern: dass sie mehr Güterverkehr entlang ihrer Häuser und Wohnungen mittragen.

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Quelle:
SZ vom 13.02.2020
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