Süddeutsche Zeitung

"Keksliebe":Süßes im Schaufenster

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Von Pia Ratzesberger

Sie war eben noch in der Bäckerei, die neuen Kekse abholen, 2000 Stück sind es diesmal. Stefanie Jabs, 42, verkauft Kekse in Form von Popcorntüten und Fußballfeldern, von Krankenwagen und Büstenhaltern - zuerst nur im Internet, jetzt hat sie auch ein Geschäft in der Corneliusstraße 20 eröffnet, Anfang September. Denn unter Millionen von Online-Shops aufzufallen, sei viel schwieriger als in einem Stadtviertel, wo Passanten am Schaufenster stehen bleiben, wo Bewohner jede Veränderung bemerken. "Im Internet kann man ja nicht einfach ein Schild an die Tür hängen, auf dem steht: Neueröffnung", sagt Jabs. Sie hat vorher im Partyservice von Käfer gearbeitet, ihre Kollegin Julie Bamber war Konditormeisterin in Zürich, kennengelernt haben sie sich vor zwanzig Jahren in einem Hotel in Australien, vor vier Jahren dann die "Keksliebe" gegründet. Firmen orderten bei ihnen durchaus große Mengen, die aber taten das per Telefon, im Onlineshop tat sich nicht viel. "Wenn jemand 30 Kekse bestellte, war das schon einiges." Innerhalb einer Woche holte Jabs damals also manchmal nur 30 Kekse bei der Bäckerei ab, die für sie im Münchner Umland produziert.

Die Formen entwirft Jabs selbst - auf Bestellung auch mal den Hintern von Model Kim Kardashian oder ein Trikot von Sprinter Usain Bolt, das ihm als Tischkarte auf der Wiesn diente. Einen Monat hat ihr neuer Laden in der Isarvorstadt erst geöffnet, der Verkauf an der Theke mache aber bereits ein Drittel ihres Geschäfts aus, den einzelnen Keks gibt es ab 1,50 Euro, er kann aber auch mehr als sechs Euro kosten. Es sei schwer gewesen, genügend Besucher in den Onlineshop zu locken, sagt Stefanie Jabs, wahrscheinlich auch, weil man für Kekse eher zum Konditor ums Eck geht, als im Internet zu suchen. In ihrem Laden könne sie viel schneller selbst etwas verändern, einen Tisch umstellen, neues Gebäck ins Sortiment aufnehmen. "Sonst musste ich immer bei der IT anrufen." Zweimal die Woche fährt Jabs nun zur Bäckerei, die Kollegin verziert die Kekse direkt im Geschäft, mit farbigen Spritzbeuteln. Nur so könnten sie sich die Miete leisten - weil der Laden für sie auch Werkstatt ist.

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Quelle:
SZ vom 17.10.2017
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