Süddeutsche Zeitung

Karlsgymnasium in Pasing:"Packen wir Großes an"

Lesezeit: 2 min

Das Karlsgymnasium soll 2022 erweitert werden und könnte während der Bauphase deshalb weniger Schüler aufnehmen

Von Jutta Czeguhn, Pasing

"Magnum quid aggrediamur et multae cogitationis atque otii." Wer hier jetzt Bahnhof versteht, hat schon mal mit Sicherheit nicht das Pasinger Karlsgymnasium besucht, wo man mit Latein in der fünften Klasse beginnt. Auf der Website der Schule wird stolz auf die humanistische Tradition verwiesen und Cicero zitiert, der schon in seinen Briefen an Atticus einen bis heute gültigen, recht klugen Ratschlag formuliert hat: "Packen wir Großes an, doch nicht, ohne es in aller Ruhe reiflich zu bedenken." Sehr reiflich, über ein Jahrzehnt mindestens, wurde in jedem Fall an dieses Großprojekt hinüberlegt, die Erweiterung des Karlsgymnasiums, jenes mächtigen Schulbaus aus dem Jahr 1910 in schönster Lage am Pasinger Stadtpark. Im kommenden Schuljahr nun soll es endlich soweit sein.

Das Gymnasium bekommt Platz für zwei weitere Züge mit zwei Lernhausclustern, Fachlehrsälen, eine Pausenhalle sowie eine Dreifachturnhalle, die auch als Versammlungsstätte für knapp 400 Personen dienen kann. Der Hauptbaukörper des Schulneubaus ist als Würfel mit Flachdach konzipiert, er wird vier Vollgeschosse haben und über eine Brücke mit dem Altbau verbunden sein. Wie so oft, wenn Schulerweiterungen anstehen, ist da dieses drängende Problem, dass der Schulbetrieb unter dem rollenden Rad der Baustelle weiterlaufen muss.

Die CSU-Fraktion im Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing hat dazu eine Reihe von Fragen, die jetzt - als Anfrage - an das städtische Referat für Bildung und Sport gerichtet worden sind. Das Referat allerdings muss sich nun wiederum beim zuständigen Kultusministerium um Antworten bemühen.

Denn das Karlsgymnasium mit seinen knapp 730 Schülerinnen und Schülern ist ein staatliches. In der Vergangenheit konnte die Schule stets alle Anmeldungen annehmen, weil sie vierzügig betrieben wird. In kommenden Schuljahr, so die Befürchtung der CSU, könnte das Gymnasium jedoch wegen der Baumaßnahmen vermutlich nur drei Klassenzüge anbieten. "Bisher hatten sich regelmäßig knapp über 100 Schüler pro Jahr eingeschrieben, weshalb 2021 zum ersten Mal der Fall eintreten könnte, dass Schüler abgewiesen werden müssten", heißt es in der Anfrage.

Die CSU will nun unter anderem wissen, wie viele Klassenzüge für das Schuljahr 2021/22 während der Baumaßnahmen konkret geplant sind. Sollten Schülerinnen und Schüler abgewiesen werden müssen, stellt sich für die Christsozialen die nächste Frage: "Welche wohnortnahen Alternativen erhalten Schülerinnen und Schüler, die den humanistischen Zweig inklusive Altgriechisch wählen möchten und abgewiesen werden müssten?"

Altgriechisch kann man am Karlsgymnasium ab der achten Jahrgangsstufe alternativ zu Französisch wählen. Grundsätzlich möchte die CSU Antworten auch auf die Raumsituation bekommen: Plant die Landeshauptstadt als Sachaufwandsträger, der Schule Ersatzräume während der Bauzeit zur Verfügung zu stellen? Und falls ja: Werden sie in einer Container-Anlage oder in Räumen der gegenüberliegenden Fachhochschule sein?

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Quelle:
SZ vom 21.05.2021
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