Süddeutsche Zeitung

Kampf um OB-Sessel:Dieter Reiter startet seine Wer-bin-ich-Kampagne

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Dieter Reiter hat ein Manko: Man kennt ihn kaum. Das will der Mann, der im Jahr 2014 Oberbürgermeister von München werden will, mit einer Online-Offensive ändern. Den Anfang machen ein neuer Internetauftritt und eine Fanseite auf Facebook - und auch mit den Piraten hat Reiter schon Kontakt aufgenommen.

Dominik Hutter

Richtig routiniert wirkt es noch nicht, aber Dieter Reiter haut wacker in die Laptop-Tasten: "Ich freu' mich, dass meine Fanpage jetzt online ist." Mausklick, und schon ist der Kandidat mit seinem Begrüßungssatz auf Facebook - wo man heutzutage eben sein muss, wenn man Kontakte sucht.

Zwei Leuten gefällt das bereits nach kurzer Zeit, sie setzen ihre zustimmenden Klicks: Philipp Seifarth und Hans-Ulrich Pfaffmann, ein Laimer Jung-Sozi sowie Münchens SPD-Chef. Schön, wenn man so schnell Anhänger findet.

Mit dem Schritt ins soziale Netzwerk sowie einem eigenen Internet-Auftritt will der Wirtschaftsreferent seine Wer-bin-ich-Kampagne zur OB-Wahl 2014 starten. Denn das ist aktuell das große Problem des SPD-Mannes: Man kennt ihn kaum. Zwar nutzt Reiter seine Möglichkeiten als Wiesn-, Frühlingsfest- und Dult-Referent - dennoch ist der Mann, der in zwei Jahren Nachfolger von Christian Ude werden will, vermutlich weniger Münchnern bekannt als die scheidende Fremdenverkehrs-Chefin Gabriele Weishäupl.

Ohnehin steht die Kommunalwahl derzeit sehr im Schatten der landespolitischen Ambitionen Udes, da gilt es aufzufallen. Denn das Jahr 2014, so betont Pfaffmann, "ist für uns eines der entscheidenden kommunalpolitischen Daten überhaupt". Die Münchner SPD muss erstmals seit den frühen 90er Jahren eine Wahl ohne das Zugpferd Ude bestehen. Pfaffmann kündigt einen "intensiven Wahlkampf" an.

Die Sozialdemokraten haben eine Agentur beauftragt und neben der neuen Dieter-Reiter-Seite auch gleich eine Auffrischung des eigenen Internet-Auftritts bestellt. Der ist ebenfalls seit Freitag im Netz, soll aber bis zum Sommer noch weiter aufgemotzt werden. Denn die SPD will die Bürger in die Ausarbeitung ihres kommunalpolitischen Programms einbinden - im Internet wie auf konventionellem Weg über Veranstaltungen und Postkartenaktionen.

Wie die Mitwirkung vom heimischen Rechner aus konkret ablaufen soll, "ist noch nicht abgeschlossen", sagt Pfaffmann. Jede Anregung solle aber ernst genommen werden, jeder Ideengeber und Fragesteller eine Antwort bekommen.

Beschlossen wird das Programm dann aber SPD-intern auf einem Parteitag. Ein zweiköpfiges Team soll die Betreuung des SPD-Auftritts übernehmen - aber dabei, so verspricht Pfaffmann, keinesfalls als Ghostwriter die Rolle Dieter Reiters übernehmen. Der Kandidat solle möglichst "täglich präsent sein und selbst Antworten geben".

Am Donnerstagabend hat Reiter erstmals Kontakt mit den Piraten aufgenommen, jener Partei, die den Wahlkampfstrategen der Etablierten derzeit Kopfzerbrechen bereitet. Gemeinsam mit Pfaffmann und weiteren Mitgliedern des SPD-Vorstands besuchte er die Internet-Aktivisten in ihrem Büro in Milbertshofen - für Pfaffmann war es schon der zweite Besuch innerhalb von zwei Monaten.

"Es war interessant", berichtet Pfaffmann, der weitere Zuwächse für die Piraten erwartet und den "Newcomern" bewusst auf Augenhöhe begegnen will. Das nächste Gespräch sei bereits vereinbart. Pfaffmann warnte aber davor, daraus Vorbereitungen für eine Zusammenarbeit herauszulesen. Man müsse erst einmal sehen, wie groß die "inhaltlichen Schnittmengen" seien.

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Quelle:
SZ vom 21.04.2012
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