Süddeutsche Zeitung

Kritik:Herrlich herb

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Isabelle Faust, Sol Gabetta, Kristian Bezuidenhout und das Kammerorchester Basel zu Gast in München.

Von Harald Eggebrecht, München

Nichts war an diesem vitalen Konzertabend in der Isarphilharmonie mit dem Kammerorchester Basel unter dem mit dem ganzen Körper animierenden, aber auch vorbildlich dämpfenden Dirigenten Giovanni Antonini weich gespült, konturlos oder sentimental. Schon die dramatische, abgründig düstere Ouvertüre zur Schauspielmusik von Voltaires Trauerspiel "Olympie" des immer noch viel zu selten aufgeführten Haydn-Zeitgenossen Joseph Martin Kraus klang aufregend herb, kantig, doch rhythmisch elastisch und klanglich wohl artikuliert. Diese Charakteristika blieben den Abend über vorherrschend, wobei Ludwig van Beethovens Tripelkonzert zusätzlich durch den solistischen Glanz, die feurige Virtuosität und das noble Pathos veredelt wurde, mit dem die Geigerin Isabelle Faust, die Cellistin Sol Gabetta und der Pianist Kristian Bezuidenhout dieses heikle Stück eindrucksvoll in Szene setzten.

Die Gefahren liegen auf der Hand: Rettet jeder Solist nur seine eigene Haut, anstatt sich zu koordinieren zum symphonischem Miteinander im Trio und darüber hinaus mit dem Orchester, das nicht nur begleitet, sondern auch als eigenständiger Akteur agiert, wird das Stück zur länglichen Abfolge von mehr oder weniger schönen Solostellen mit oft schwerfälligem Orchestertutti dazwischen. Ist das Werk aber gut geprobt, dann kann es wie hier eine Lust sein, mitzuerleben, wie exzellenten Musikern à la Faust, Gabetta und Bezuidenhout zusammen mit Antonini und den Baslern eine ungemein frische, witzige und fein ausgesungene Sinfonia concertante brillant gelingt.

Dem Beifallstosen dankten die drei mit dem wunderbaren Adagio aus Beethovens "Gassenhauertrio". Auch Beethovens "Fünfte" bestach unter Antoninis unermüdlichem Einsatz durch Reichtum der Kontraste, einem im besten Sinne aufgerauten Klangbild, scharf in den Akzenten und muskulös im Vorwärts der Musik. So knorrig und doch geschmeidig glückte auch die Zugabe aus Beethovens "Geschöpfen des Prometheus".

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