Süddeutsche Zeitung

Innenstadt:Männer wollen Blutsbrüderschaft schließen - und lösen Großeinsatz aus

Lesezeit: 1 min

Die beiden ritzten sich die Hände auf und zogen lautstark von Waffen faselnd durch die Innenstadt.

Von Wolfgang Görl

Alarm am Ostbahnhof, zu dem die Bundespolizei ausrückt, besorgte Bürger in der Innenstadt, welche die Polizei rufen, ein Bus, der per Streifenwagen gestoppt wird, und ein polizeilicher Großeinsatz, an dem mehr als 30 Beamte beteiligt sind - und das alles, weil zwei Männer, ermuntert durch Alkohol, ein Ritual pflegten, mit dem schon Winnetou und Old Shatterhand ihre Freundschaft vertieften.

Aber der Reihe nach. Am Donnerstag gegen 16.45 Uhr geht bei der Polizei ein Notruf ein: Am Stachus, berichtet eine Frau, habe sie zwei Männer mit blutverschmierten Händen gesehen, die Passanten nach Messern und Rasierklingen fragten und zudem Bierflaschen dabei hätten. Die Spur der unheimlichen Trinker führt in die S-Bahn der Linie 7, mit der sie zum Ostbahnhof kutschiert sein sollen. Dort versuchen Beamte der Bundespolizei, dem Treiben ein Ende zu machen. Doch das Bierflaschen-Duo ist schneller - zumindest ist es nicht aufzufinden.

Im Bus stellen die Beamten die Männer, 26 und 33 Jahre alt, und ziemlich besoffen

Um 18.15 Uhr der nächste Notruf: Ein Bürger hat in Haar einen blutenden Mann beobachtet, der lauthals verkündete, er habe eine Schusswaffe verkaufen wollen und sei von seinem Kunden mit einem Messer angegriffen worden. Mit drei Schüssen habe er dem Angreifer Einhalt geboten. Wieder eilt die Polizei herbei, findet aber weder den blutenden Mann, noch den Messerstecher.

Eine halbe Stunde später meldet ein Anrufer, im Bus der Linie 193 brüsteten sich zwei blutende Männer in gehobener Lautstärke, sie seien soeben der Polizei entkommen. Im selben Moment trifft die Meldung ein, der Busfahrer der Linie 193 sei mit dem Messer angegriffen worden. Wieder Polizeieinsatz, und diesmal klappt's: Im Bus stellen die Beamten zwei Männer, 26 und 33 Jahre alt, und ziemlich besoffen.

Der Busfahrer ist unversehrt, er wurde auch nicht angegriffen. Die Wahrheit ist: Die Zecher hatten sich einen lustigen Nachmittag gemacht, waren munter durch die Stadt gezogen, lautstark Unsinn quatschend. Und das Blut? Nun ja, sie haben sich die Handflächen selbst aufgeschnitten - um Blutsbrüderschaft zu schließen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2922365
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 26.03.2016
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.