Süddeutsche Zeitung

Stadiondiskussion:Ein! Löwe! Gibt! Nicht! Auf!

Lesezeit: 1 min

Für wahre Sechzig-Fans gibt es nur einen Ort, an dem der TSV künftig spielen soll: das Stadion an der Grünwalder Straße. Fakten sind da nebensächlich.

Eine Glosse von Dominik Hutter

Pessimismus ist etwas für Anfänger. Und so freuen wir uns, hier verkünden zu können, dass der TSV 1860 München sich ein neues Fußballstadion bauen wird. Vorausgesetzt, es gibt überhaupt noch Kapazitäten in einer Stadt, in der vor lauter Konzertsälen, zweiten S-Bahn-Röhren und Tram-Tangenten ein schlimmer Engpass bei Baufahrzeugen und Presslufthämmern bestehen muss.

Leider scheidet der Standort Riem aus, weil dort ja wieder ein Flughafen entstehen soll. Der Münchner liebt seine Traditionen, und Riem ist auf lange Sicht ohne Flughafen fast so undenkbar wie der Marienplatz ohne Ekelfichte. Oder der Isarring ohne Stau.

Auch die Stadiondebatte der Löwen hat eine große Tradition. Dazu gehört das Fehlen eines Finanzierungskonzepts, das 1860-Investor Hasan Ismaik natürlich auch diese Woche nicht im Gepäck hatte, als er in München zu Besuch war. Revolutionen sind eben nicht erwünscht, nicht einmal solche mit monetärer Substanz. Bleibt letztlich nur noch die Frage nach dem Wo.

Betonschüssel als Ausweichspielstätte

Für das Olympiastadion spricht natürlich, dass Franz Beckenbauer es einst wegsprengen wollte. Nur steht die Betonschüssel leider im Jahr 2024 nicht zur Verfügung, weil sie dann als Ausweichspielstätte für Olympia gebraucht wird - in Hamburg orientieren sich Bauprojekte traditionell am Schicksal der Elbphilharmonie.

Und so läuft doch alles aufs Stadion an der Grünwalder Straße hinaus, den einzig wahren Sehnsuchtsort aller wahren Löwen-Fans. Die dortige Arena ließe sich locker für 30 000 Menschen ausbauen - vorausgesetzt, die Hälfte der Zuschauer ist schwanger. Wer eine solche Vorgabe als unrealistisch betrachtet, sollte seine negative Grundeinstellung überdenken, es geht hier immerhin ums Löwen-Stadion. Also, das nächste. Denn auch die Planungen fürs übernächste haben bereits begonnen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2752463
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 25.11.2015
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.