Süddeutsche Zeitung

Kurzkritik:Atemberaubend

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Brillant: Hyeyoon Park und Benjamin Grosvenor in der Allerheiligen-Hofkirche.

Von Harald Eggebrecht, München

Es war ein beispielgebender, in allen Belangen höchste Qualität bietender Violine-Klavier-Abend. Beide, die wunderbare Geigerin Hyeyoon Park und der fabelhafte Pianist Benjamin Grosvenor, erfüllten als jeweilige Meister ihres Instruments und im atemraubenden Miteinander ihres Zusammenspiels jene Anforderungen an eine höhere Virtuosität, wie sie der legendäre Cellist Emanuel Feuermann einst unmissverständlich formuliert hat: "Virtuose sollte ein Ehrentitel sein, und ich glaube, dass selbst unter den Größten auf dem heutigen Podium nur wenige ihn verdienen. Virtuose zu sein bedeutet: das größte Spielvermögen zu haben, das Kunstwerk zu achten und über die Fähigkeit zu verfügen, die eigene Persönlichkeit sinnvoll in das Kunstwerk einzubringen."

Diesem Anspruch gerecht zu werden, verlangte auch das ambitionierte Programm, das Wolfgang Amadé Mozarts F-Dur-Sonate KV 376, Anton Weberns vier Stücke op.7, Claude Debussys Sonate, Béla Bartóks Erste Rhapsodie und Franz Schuberts große C-Dur-Fantasie bot. In keinem Werk kann man sich "ausruhen". Also entstand Mozarts Sonate vom ersten Ton an klar, eloquent, witzig, pointiert und geistesgegenwärtig. Und im Andante betörte die zarte Süße des Geigentons. Weberns äußerst knappe, dabei extreme Kontraste auslebende Stücke verwirklichten die beiden so konzentriert wie ausdrucksbesessen. Dagegen Debussys Sonate, die grenzenlose Klangfarbenvielfalt und instrumentale Luftigkeit ebenso will wie rhythmische Finesse und blitzende Artistik.

Bartóks Rhapsodie braucht hingegen erdiges Kolorit, direktes Zupacken und plötzliche Gesanglichkeit. Schließlich Schuberts Fantasie, die poetisches Schweben, kraftvolle Musizierlust und magisches Innehalten ebenso kennt, wie ein enormer Sinn für das Spannen weiter Bögen nötig ist, um die riesigen Dimensionen des Stücks zu erfassen und zu realisieren. Zu Recht Ovationen, zwei Zugaben, eine feurig von Rachmaninow, eine hinreißend lyrisch von Schumann. Und am 12. Mai nicht versäumen: Der großartige Benjamin Grosvenor spielt in der Allerheiligen-Hofkirche Stücke von Franck, Liszt, Albeniz und Ravel.

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